Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

262 
Provence. 
auflebenden Geschmacks und feinerer Kunstfertigkeit ange- 
hört; dies erklärt es auch, dass so viele dieser Decorations- 
bauten, wie eben St. Paul und wie St. Trophime in Arles 
unvollendet geblieben sind. Allein um so mehr muss man 
über diese verfrühete Renaissance, über diese Mischung 
antiker und mittelalterlicher Motive erstaunen. Neben dem 
wohlgebildeten Akanthus, den Eierstäben, Palmetten, Maän- 
dem, den Kragsteinen ganz antiker Bildung sind thierische 
Formen , menschliche Köpfe und ähnliche Ausgeburten mit- 
telalterlicher Phantasie angebracht, die uns leicht enttäu- 
schen, wenn wir augenblicklich an ein anderes Zeitalter 
dachten. Sehr auffallend ist dies an den Kreuzgängen, 
namentlich an denen von St. Trophime in Arles und von 
St. Guilhem-dil-desert, wo sich das phantastische Ele- 
ment des Mittelalters im Wechsel der Säulenstämme und 
in ihrer Gestaltung, in den Zickzacklinien und ähnlichen 
der Antike fremden Ornamenten äussert, aber doch zugleich 
in einer breiten, bequemen, heiteren Weise auftritt, die 
sich von dem Charakter der nordischen Bauten sehr auf- 
fallend 
unterscheidet. 
Der Hauptsitz dieser Schule ist im 
Erzdiöcese von Vienne und zum Theil 
Rhonethal, in der 
in der von Nar- 
bonne, hier sind ihre schönsten Leistungen; Westlich geht 
sie in die überaus verwandte aber doch minder ausgebildete 
Schule von Languedoc über, nördlich erstreckt sich ihr Ein- 
fluss bis in die Diöcese von Lyon. Die Hauptstadt selbst 
hat in der Abteikirche von Ainay eine Basilika, wie wir 
sie in Italien zu sehen gewohnt sind, mit gewaltigen anti- 
ken Granitstämmexl und mehr oder Weniger gelungenen 
Nachbildungen korinthischer Kapitäle. Auch die Kirchen 
von Nantua und St. Paul-de-Varax (Ddp. de PAin) 
haben kannellirte Säulenstämme und andere antike Formen. 
Indessen 
verliert 
sich 
schon 
hier 
die 
Zartheit 
des 
proven-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.