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Provence.
Mauerkörper, der auf Gurtbögen, die tiefer als die Tonnen-
gewölbe des Mittelschiffs und Chors gelegt sind, schon
im Inneren erscheinen und hier mit einem Kuppelgewölhe
bedeckt sind k). Diese Kuppeln sind aber nicht nach
byzantinischer Weise von einem Gesims, sondern durch
in die Ecken gelegte Bögen getragen.
Das Constructive macht also im Ganzen geringe An-
sprüche; die Kahlheit der gerade aufsteigenden, von Weni-
gen Fenstern (lurchbrochenen Mauern ist vielmehr hier, wie
im ganzen Süden charakteristisch. Um so bedeutungsvoller
erscheint dann an einzelnen Stellen, an Portalen und Faea-
den die Ornamentation, sie tritt in einen entschiedenen
und bewussten Gegensatz zu jenen bloss dem Nutzen ge-
widmeten Theilen, und dieser Contrast scheint wieder dem
südlichen Gefühle zuzusagen. Hier ist dann der Geschmack
lllld die Geschicklichkeit dieser alten Werkmeister in der
Verwendung antiker Formen zu ihren Zwecken in der
That hewundernswerth. Einzelne Glieder sind häufig mit
solchem Verständniss der antiken Form behandelt, als 0b
sie von gelehrten Architekten aus der Renaissancezeit ge-
zeichnet wären , und zuweilen geht in ganzen Gebäude-
theilen der Anklang an altrömische Weise so weit, dass
man gezweifelt hat , 0b sie nicht Wirklich aus römischer
Zeit herrühren und in dem späteren Gebäude beibehalten
seien. Dahin gehört vor Allem die Vorhalle der Kathedrale
von Avignon, Notre Dame des Domns, die an ihrem
äusseren und inneren Thore einen Rundbogen zwischen
kannellirten korinthischen Säulen, unter einem römischen
1') So in der schon erwähnten Kirche S. Martin in Londres. In
der überhaupt ziemlich abweichenden Kirche de la Garde Adhemar im
Dep. du Drome, steht der Thurm nicht eigentlich über der Vierung
des Kreuzes, da ein solches nicht existirt, aber doch unmittelbar vor
der Chemische. Es ist ein dreischiffiges, auf jeder Seite durch zwei
Pfeiler getheiltes Gebäude.