Allgemeine
Charakteristik.
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die Strebepfeiler, die man an Wasserleitungen und ähn-
lichen Nützlichkeitsbauten der Römer vorfand, frühe ange-
wendet und für das Kreuzgewölbe benutzt wurden. Oft
finden sich auch Halbsäulen als Mauerverstärkung im Aeus-
seren. Korinthisireilde Kapitäle sind auch hier nicht selten,
und an Stelle des Bogenfrieses sind Kragsteine gewöhn-
lich. Indessen sind Würfelkapitäle vorherrschend, und in
der Ornamentation entwickelt sich ein eigenthümlicher stren-
ger Geist, der geometrische Formen den pflanzemwtigen
Gestaltungen verzieht
t) Die französische Archäologie hat in den letzten Jahren eine
gewaltige Thätigkeit entwickelt; der Eifer, mit welchem de Caumont,
Didron und Andere vorangingen, hat vielfache Anregung gegeben;
Gesellschaften verschiedener Art überziehen Frankreich mit einem Netze,
und der Localpatriotismus zahlreicher Dilettanten unterstützt diese wis-
senschaitlichen Bemühungen. Es ist daher ein nnermessliches Material
aufgehäuft, indessen fehlt es an genügenden Werken mit systematisch
geordneten architektonischen Zeichnungen. Quellen sind, ausser vielen
Monographien, die ich zum Theil an ihrer Stelle anführen werde, zu-
nächst die kolossale, vom Baron Taylor, Nodier und de Cailleux
veranstaltete Voyage pittoresque et archeologique dans l'au-
cienne France, wo man freilich nicht erschöpfende architektonische
Details, und noch weniger kritische Forschungen, aber doch Ansichten
und häufig Durchschnitte und Grundrisse findet. Ausserdem geben
Merimeds Beschreibung seiner im Auftrage der Regierung unternom-
menen Reisen (Notes d'un voyage dans le Midi de la France und dans
l'Ouest de la France, von denen ich die Brüss. Ausg. 1835 und 1837
benutze) Schilderungen, die indessen sehr ungleich und oft dunkel
sind. Alex. de Laborde (Monumens de la France], Willemin
(Monumens franqais inedits) geben vereinzelte und in architektonischer
Beziehung wenig befriedigende Zeichnungen. Chapufs verschiedene
Werke (Cathedrales francaises; moyen age pittoresque, moyen age mo-
numental) enthalten oft sehr gute und elegante, aber keinesweges immer
zuverlässige, meist malerische Ansichten. Zuverlässiger in seinen Zeich-
nungcn, aber planlos, ist der Atlas von du S omerard, Part du
moyen age, dessen Text auch schätzbare, aber schlecht geordnete No-
tizen enthält. Im Bureau des Ministeriums des Innern in Paris iSt
eine Sammlung von Zeichnungen historisch wichtiger Monumente ange-
legt, welche bei Reparaturen oder von Antragstellern eingereicht wor-