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Südfranzösische
Architektur.
Grade, als selbst in Italien, wahrzunehmen; antike Glieder
werden, oft spielend und ohne constructiven Zweck, aber
doch mit geistiger Regsamkeit und mit einer klaren, hei-
teren, der Antike verwandten Stimmung, angewendet und
mit christlichen Motiven verbunden. Dem Grundplane nach
sind die Kirchen auch hier meistens längliche Basiliken,
obgleich ungewöhnliche Anordnungen hier häufiger, als in
anderen Ländern vorkommen. Diewichtigste Eigenthüm-
lichkeit ist aber die vorherrschende Anwendung des Ton-
nengewölbes. Auch dies war ohne Zweifel von römi-
schen Vorbildern, welche lange, mit solchen Gewölben be-
deckte Räume enthielten, entlehnt. Bei der Verbindung
von Haupt- und SeitenschiHen tritt dann aber die weitere
Eigenthümlichkeit ein, dass die Seitenschiffe sich mit einem
halben Tonnengewölbe an das Tonnengewölbe des Mittel-
schiffes anlegen, und so dasselbe stützen, eine Anordnung,
die schwerlich in der Antike, wohl aber (wie die Kapelle
in Aachen beweist) in karolingischen Bauten ihr Vorbild
haben mochte. Es geht dadurch der Raum für Anbringung
der Oberlichter im Mittelschilfe verloren, so dass dasselbe
dunkel erscheint, und nur von den Fenstern des Chores,
der Kuppel, wo eine solche besteht, und der Facade be-
leuchtet wird. Diese Dunkelheit des Inneren, die an den
antiken Tempel erinnert und in der südlichen Vorliebe für
schattige und kühle Räume eine Unterstützung findet, ist
eine gemeinsame Eigenthümlichkeit dieser Gegenden. In
einigen derselben haben jedoch die Seitenschiße zwei Stock-
werke, ein unteres, mit Kreuzgewölben gedecktes, und eine
Empore, welche durch eigene, wiewohl kleine Fenster be-
leuchtet wird. Sehr frühe kommt in diesen Gewölben der
Spitzbogen vor, jedoch in einer anderen Gestalt, als
später im gothischen Style, auf breiter Grundlinie und ge-
schweift. Die Anleitung dazu gab wohl das Halbgewölbe