Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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Südfranzösische 
Architektur. 
Grade, als selbst in Italien, wahrzunehmen; antike Glieder 
werden, oft spielend und ohne constructiven Zweck, aber 
doch mit geistiger Regsamkeit und mit einer klaren, hei- 
teren, der Antike verwandten Stimmung, angewendet und 
mit christlichen Motiven verbunden. Dem Grundplane nach 
sind die Kirchen auch hier meistens längliche Basiliken, 
obgleich ungewöhnliche Anordnungen hier häufiger, als in 
anderen Ländern vorkommen. Diewichtigste Eigenthüm- 
lichkeit ist aber die vorherrschende Anwendung des Ton- 
nengewölbes. Auch dies war ohne Zweifel von römi- 
schen Vorbildern, welche lange, mit solchen Gewölben be- 
deckte Räume enthielten, entlehnt. Bei der Verbindung 
von Haupt- und SeitenschiHen tritt dann aber die weitere 
Eigenthümlichkeit ein, dass die Seitenschiffe sich mit einem 
halben Tonnengewölbe an das Tonnengewölbe des Mittel- 
schiffes anlegen, und so dasselbe stützen, eine Anordnung, 
die schwerlich in der Antike, wohl aber (wie die Kapelle 
in Aachen beweist) in karolingischen Bauten ihr Vorbild 
haben mochte. Es geht dadurch der Raum für Anbringung 
der Oberlichter im Mittelschilfe verloren, so dass dasselbe 
dunkel erscheint, und nur von den Fenstern des Chores, 
der Kuppel, wo eine solche besteht, und der Facade be- 
leuchtet wird. Diese Dunkelheit des Inneren, die an den 
antiken Tempel erinnert und in der südlichen Vorliebe für 
schattige und kühle Räume eine Unterstützung findet, ist 
eine gemeinsame Eigenthümlichkeit dieser Gegenden. In 
einigen derselben haben jedoch die Seitenschiße zwei Stock- 
werke, ein unteres, mit Kreuzgewölben gedecktes, und eine 
Empore, welche durch eigene, wiewohl kleine Fenster be- 
leuchtet wird. Sehr frühe kommt in diesen Gewölben der 
Spitzbogen vor, jedoch in einer anderen Gestalt, als 
später im gothischen Style, auf breiter Grundlinie und ge- 
schweift. Die Anleitung dazu gab wohl das Halbgewölbe
	        
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