Südfranzösische
Architektur.
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Umgestaltung, in anderen bildete sich eine solche frühzeitig
zu einem eigenthümlichen Typus aus; in noch anderen
endlich mischten sich die Einflüsse mehrerer solcher Schulen
zu einer neuen mittleren Form. Das Studium dieser pro-
vinziellen Eigenthülnlichkeiten, erst seit wenigen Decennien
begonnen, kann noch nicht als abgeschlossen angesehen
werden; die Begränzung der Schulen ist zum Theil un-
sicher , das Chronologische noch nicht vollständig festge-
stellt Aber die Wesentlichen Züge sind doch schon
deutlich erkennbar. Bei Weitem die Mehrzahl dieser
Schulen und die grössere Mannigfaltigkeit der Formen
gehören dem südlichen Theile Frankreichs, bis zur Loire
und noch etwas nördlicher, an, aber sie sind unter sich
wieder durch gewisse gemeinschaftliche Eigenthümlichkeiten
verbunden und von den nördlichen Gegenden unterschieden,
so dass auch hier wieder die nördlichen und die südlichen
Provinzen zwei grosse Massen bilden, innerhalb welcher
dann Wieder feinere Unterscheidungen erkennbar werden.
Im nördlichen Frankreich geht die Architektur fast den-
selben Weg, wie in Deutschland, sie beginnt mit höchst
einfachen Formen und mit der geraden Decke, wendet sich
dann dem Kreuzgewölbe zu, und sucht im Eiuklange mit
diesem den ganzen Bau organisch zu gestalten. In der
südfranzösischen Baukunst ist dagegen vor Allem ein en-
geres Anschliessen an antike Ornamentation, in höherem
4'] Besonders für die nähere Feststellung des Alters selbst der
hervorragenden Gebäude fehlt es an sorgfältigen kritischen Forschun-
gen; die französischen Antiquare haben sich mehr mit dem Geographi-
schen beschäftigt. Ueber die Begränzung der verschiedenen Schulen
sind die Differenzen minder bedeutend, wie die Vergleichung der bei-
den von Violet-le-due (in Cäsar Daly's Revue de l'Arch. V01. X,
Tab. 14) und Oaumont (im Abecridaire de PArcheolQgie 1851, pag. 176)
entworfenen Karten mit meiner weiter unten fnlgenden, in manchen
Punkten abweichenden Darstellung ergiebt.