Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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Frankreich. 
Diese Schilderung traf nun zwar zunächst nur die Be- 
wohner der südlichen Küstenländer; aber auch die mittleren 
Provinzen unterschieden sich noch wesentlich von den 
Nordfranzosen. Während diese durch 
einheimischen keltischen Stämmen oder 
die Kriege mit den 
den räuberisch ein- 
fallenden Normannen und durch die Thronstreitigkeiten der 
karolingischen Fürsten verwilderten, während bei ihnen nur 
der kriegerische Muth Geltung hatte und germanischer und 
nordländischer Geist die Oberhand gewann, waren die in- 
neren Gegenden und die westlichen Küsten durch Berge 
oder ihre Abgelegenheit geschützt, und bewahrten in stiller 
Abgeschlossenheit ihre heimischen 'l'raditi0nen. 
Diese Mannigfaltigkeit der Verhältnisse und Richtungen 
der verschiedenen Provinzen, von der uns die Berichte der 
mönchischen Schriftsteller in ihrer einförmigen Latinität nur 
sehr ungenügende Anschauung geben, lernen wir erst durch 
die Betrachtung der Monumente vollkommen schätzen. 
Während die deutsche Architektur schon überall eine 
gleiche Tendenz zeigt, die sich in Wenigen Gegensätzen 
ausbildet, sehen wir auf dem Boden des heutigen Frank- 
reichs einen Reichthinn der verschiedenartigsten Formen 
und Systeme, welche theils abweichende Auffassungen der 
antiken Elemente, theils verschiedene fremdartige Einflüsse 
von Süden und Norden, daim aber auch verschiedene 
Stimmungen und geistige Richtungen andeuten, und zum 
Theil die auffhllendsten Gegensätze bilden. Nirgends er- 
halten wir ein so anschauliches Bild der Gährung von 
Kräften und Stoffen, des Eindringens nationaler Elemente 
in die Stille klösterlicher Thätigkeit, der mannigfaltigen 
Bestrebungen, welche im Beginne dieser Epoche an ver- 
schiedenen Stellen sich geltend machten und bald in grös- 
seren, bald in kleineren Kreisen wirkten. In einigen Ge- 
genden erhielt sich römische Tradition ohne bedeutende
	        
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