Epochen
des
Mittelalters.
wird. "Für nahe gelegene Zeiten ist daher ein solches Ver-
fahren nicht wohl möglich, und dies erklärt, dass man es
auf das Mittelalter bisher nicht angewendet hat. Die Ge-
schichtsforschung der letzten Jahrzehnte ist indessen soweit
fortgeschritten, dass dieses Hinderniss fortfalllt. Wir werden
einig sein, dass das WVesen des Mittelalters (das seinen,
aus einer andern Betrachtungsweise herstammeilden Namen
behalten mag) in jener idealen christlichen Stimmung zu
suchen ist, Welche alle menschlichen Verhältnisse nach
höherer, offenbarter Regel behandelte und die Natur nur
als den Schauplatz oder das Spiegelbild dieser Offenbarung
betrachtete. Nimmt man dies an, so ergiebt sich die ricl1-
tige Begränzung des Mittelalters von selbst. Es beginnt
mit dem Entstehen dieser Auffassung, es hört auf, sobald
sich eine andere Betraehttulgsweise geltend macht. Daher
darf denn das fünfzehnte Jahrhundert nicht mehr dazu ge-
rechnet werden. Zwar bestanden die Formen, die Institu-
tionen, welche das Mittelalter hervorgebracht hatte, zum
Theil noch über dies Jahrhundert hinaus; manche von ihnen
berühren ja noch unsere Tage. Aber der Geist war aus
ihnen gewichen, und seit dem Beginne jenes Jahrhunderts
zeigen sich schon in bewussten und noch mehr in unwill-
kürlichen Aeusserungen die Regiuigen eines neuen Geistes,
der nicht mehr bloss aus der Tradition, sondern auch aus
der Natur schöpft und in ihr eine berechtigte Macht aner-
kennt, desselben Geistes, der im weiteren Verlaufe der
neueren Geschichte sich mehr lmd mehr entwickelt. Aller-
dings tritt dieser neue Geist vielleicht in der Kunst am
entschiedensten hervor, aber auch auf allen anderen Gebieten
ist er erkennbar.
WVenn man das Mittelalter in diesem
steht dann auch ferner nichts entgegen,
naturgemässen Epochen des Wachsthmns,
Sinne begränzt,
es in die (lrei,
der Blüthe und