Provenzalen
und
Franken.
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fühl
widerstrebte
nicht
bloss
lateinischer
Lehre,
sondern
ES
hatte wirkliche Romanen, römische Sitte und südliche Natur
vor sich. Die Mischung beider Elemente ivar eine phy-
sische, und das romanische, 'in lKarls des Grossen Zeit,
ich möchte sagen in der Ueberraschung des ersten Angriffs
zurückgedrängt, machte sich jetzt immer mehr geltend.
Die äussere Erscheinung dieses Kampfes war die Sprache;
in ihr begann der Gährungsprozess. Unter den Merowin-
gern und noch unter Karl bestanden beide Sprachen neben-
einander, und die deutsche war die der Sieger, des Hofes,
des Adels. Bald verlor sich dies , beide Sprachen
mischten sich, eine dritte, neue, entstand allmälig. Die rö-
mische Sprache, die in der Zahl der Bevölkerung vor-
herrschte und den Vorzug vollkommener Ausbildung hatte,
überwog; aber sie erfuhr doch auch einen erheblichen Ein-
fluss des germanischen Elementes. Wenn die Stammsylben
der Wörter, meist aus der lateinischen Sprache, als ihrer
Mutter, herstannnen, so zeigen die Biegungsformen und die
Satzbiltiung den Einfluss des germanischen Geistes. Es
War ein complicirter, langwieriger Bildungsprozess, durch
den diese Verschmelzung bewerkstelligt wurde, und der
keinesweges in allen Theilen Frankreichs gleiche Resultate
herbeiführte. Im Süden, in der alten römischen Provinz,
waren die Deutschen vereinzelt und in Berührung mit einer
gewandten römischen Bevölkerung. Im Norden hatten sie
dichtere Wohnsitze, stärkeren Zufluss von jenseits des
Rheines; auch war hier die römische Cultur selbst nicht
so tief eingedrungen. Im VVesten hatte sich die keltische
Schon unter Karl dem Kahlen konnte man das Deutsche, das
als die Sprache der Grossen noch wichtig war, nicht mehr im Lande
lernen. Der Abt von Ferriöres dankt (853) dem von Prüm, dass er
ihm zugesendete Knaben in der deutschen Sprache unterrichtet; cujus
USUS, fügt er hinzu, hoc tempore pernecessarium nemo nisi tardus
ignorat. (Schlosser, Weltgesch. M. A. Bd. 2, Abth. 1, S. 474.)
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