Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

Provenzalen 
und 
Franken. 
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fühl 
widerstrebte 
nicht 
bloss 
lateinischer 
Lehre, 
sondern 
ES 
hatte wirkliche Romanen, römische Sitte und südliche Natur 
vor sich. Die Mischung beider Elemente ivar eine phy- 
sische, und das romanische, 'in lKarls des Grossen Zeit, 
ich möchte sagen in der Ueberraschung des ersten Angriffs 
zurückgedrängt, machte sich jetzt immer mehr geltend. 
Die äussere Erscheinung dieses Kampfes war die Sprache; 
in ihr begann der Gährungsprozess. Unter den Merowin- 
gern und noch unter Karl bestanden beide Sprachen neben- 
einander, und die deutsche war die der Sieger, des Hofes, 
des Adels. Bald verlor sich dies , beide Sprachen 
mischten sich, eine dritte, neue, entstand allmälig. Die rö- 
mische Sprache, die in der Zahl der Bevölkerung vor- 
herrschte und den Vorzug vollkommener Ausbildung hatte, 
überwog; aber sie erfuhr doch auch einen erheblichen Ein- 
fluss des germanischen Elementes. Wenn die Stammsylben 
der Wörter, meist aus der lateinischen Sprache, als ihrer 
Mutter, herstannnen, so zeigen die Biegungsformen und die 
Satzbiltiung den Einfluss des germanischen Geistes. Es 
War ein complicirter, langwieriger Bildungsprozess, durch 
den diese Verschmelzung bewerkstelligt wurde, und der 
keinesweges in allen Theilen Frankreichs gleiche Resultate 
herbeiführte. Im Süden, in der alten römischen Provinz, 
waren die Deutschen vereinzelt und in Berührung mit einer 
gewandten römischen Bevölkerung. Im Norden hatten sie 
dichtere Wohnsitze, stärkeren Zufluss von jenseits des 
Rheines; auch war hier die römische Cultur selbst nicht 
so tief eingedrungen. Im VVesten hatte sich die keltische 
 Schon unter Karl dem Kahlen konnte man das Deutsche, das 
als die Sprache der Grossen noch wichtig war, nicht mehr im Lande 
lernen. Der Abt von Ferriöres dankt (853) dem von Prüm, dass er 
ihm zugesendete Knaben in der deutschen Sprache unterrichtet; cujus 
USUS, fügt er hinzu, hoc tempore pernecessarium nemo nisi tardus 
ignorat. (Schlosser, Weltgesch. M. A. Bd. 2, Abth. 1, S. 474.) 
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