Viertes
Kapitel.
Romanische
Schulen
südlichen
und
westlichen
Frankreich.
Auch für Frankreich War die Zeit des Aufschwunges noch
nicht gekommen. Während Deutschland unter der klugen
Leitung der sächsischen Fürsten sich zu einem einigen,
geordneten Reiche gestaltete, zerfiel der westliche Theil des
karolingischen Reiches in eine Menge kleiner Lehnsteiri-
torien, in denen die Mächtigeren ohne Scheu vor einer
höheren Gewalt die kleineren Besitzer unterdrückten, und
sich zu Beherrschern aufwerfen. Die Schwäche der Nach-
kommen Karls des Grossen, denen die Zügel der Regie-
rung mehr und mehr entfielen, war die nächste, aber nicht
die alleinige, nicht die letzte Ursache dieses Verfalls, sie
war vielmehr selbst schon die Wirkung eines tieferen
Grundes, der durch die Mischung verschiedenartiger Ele-
mente entstandenen inneren Zerspaltung der Nation. Auch
in Deutschland war ein Conflict des Germanischen und
Romanischen, die romanische Bildung hatte mit dem Wi-
derstreben des Volkes zu kämpfen; aber der Kampf war
doch nur ein geistiger. In Frankreich standen diese strei-
tenden Kräfte verkörpert neben einander; gcrmanisches Ge-