Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

Einleitung. 
aufzuzeigen beabsichtigt, darf diese Rechtfertigung nicht 
unversucht lassen. 
Es kommt (larauf an, nach Welchen Grundsätzen man 
bei Begränzung der Perioden verfährt. I-Iält man es für 
notlnvenilig, auch in der Geschichte selbst Gränzen festzu- 
stellen, die so leicht erkennbar sind, wie der Strich in der 
Tabelle, so muss man freilich nach äusseren, individuellen 
Ereignissen suchen, die man als den Anfang einer Periode 
betrachten kann. Für den Schulgebraueh ist dies bequem 
und für manche Zweige der Geschichte mag es ausreichend 
sein. Aber ihrem innern VVesen entspricht es nicht. Denn 
auch in ihr waltet der Geist im Verborgenen, seine Ge- 
burtsstunde wird nicht mit lautem Geräusch verkündet, ist 
den Zeitgenossen selbst nur selten erkennbar. Erst beim 
späteren Ueberblieke des Geschehenen werden wir gewahr, 
dass eine Veränderung statt gefunden hat, dass andere An- 
sichten, andere Verhältnisse eingetreten sind. Jene mächti- 
gen sichtbaren Ereignisse, in welchen der neue Geist schon 
gestaltet und selbstthätig auftritt, bezeichnen mithin nicht 
seine Geburt, sondern die Zeit seiner jugendlichen Kraft, 
sie können nicht zum Ausgangspunkt seiner Geschichte 
dienen. Wollen wir daher diesen kennen, so müssen wir 
nach den leisen frühesten Lebenszeichen forschen, durch 
welche er sich zu erkennen giebt. So gewinnen wir einen 
Anfang, der vielleicht nicht immer scharf bezeichnet, viel- 
fach schwankend sein kann, der aber dennoch der einzig 
richtige für eine geistige Auffassung der Geschichte ist. 
Freilich ist es, um nach dieser Rücksicht einzutheilen, 
erforderlich, dass man sich über das Wesen des Geistes 
der bestimmten Periode klar geworden sei, dass man es 
nicht bloss in Aeusserlichkeiten, sondern in seinem innern 
Mittelpunkte erfasse. Dazu aber gehört ein Weiterer Ab- 
stand, auf dem das Auge nicht mehr von Einzelheiten beirrt
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.