Einleitung.
aufzuzeigen beabsichtigt, darf diese Rechtfertigung nicht
unversucht lassen.
Es kommt (larauf an, nach Welchen Grundsätzen man
bei Begränzung der Perioden verfährt. I-Iält man es für
notlnvenilig, auch in der Geschichte selbst Gränzen festzu-
stellen, die so leicht erkennbar sind, wie der Strich in der
Tabelle, so muss man freilich nach äusseren, individuellen
Ereignissen suchen, die man als den Anfang einer Periode
betrachten kann. Für den Schulgebraueh ist dies bequem
und für manche Zweige der Geschichte mag es ausreichend
sein. Aber ihrem innern VVesen entspricht es nicht. Denn
auch in ihr waltet der Geist im Verborgenen, seine Ge-
burtsstunde wird nicht mit lautem Geräusch verkündet, ist
den Zeitgenossen selbst nur selten erkennbar. Erst beim
späteren Ueberblieke des Geschehenen werden wir gewahr,
dass eine Veränderung statt gefunden hat, dass andere An-
sichten, andere Verhältnisse eingetreten sind. Jene mächti-
gen sichtbaren Ereignisse, in welchen der neue Geist schon
gestaltet und selbstthätig auftritt, bezeichnen mithin nicht
seine Geburt, sondern die Zeit seiner jugendlichen Kraft,
sie können nicht zum Ausgangspunkt seiner Geschichte
dienen. Wollen wir daher diesen kennen, so müssen wir
nach den leisen frühesten Lebenszeichen forschen, durch
welche er sich zu erkennen giebt. So gewinnen wir einen
Anfang, der vielleicht nicht immer scharf bezeichnet, viel-
fach schwankend sein kann, der aber dennoch der einzig
richtige für eine geistige Auffassung der Geschichte ist.
Freilich ist es, um nach dieser Rücksicht einzutheilen,
erforderlich, dass man sich über das Wesen des Geistes
der bestimmten Periode klar geworden sei, dass man es
nicht bloss in Aeusserlichkeiten, sondern in seinem innern
Mittelpunkte erfasse. Dazu aber gehört ein Weiterer Ab-
stand, auf dem das Auge nicht mehr von Einzelheiten beirrt