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Sicilien.
ihr an einem zeugenden Grundgedanken, durch den jene
gegebenen Elemente zu einer neuen Gestalt verschmelzen
könnten. Vor der Ankunft der Normannen waren die Kir-
chen ihrer Grundform nach byzantinisch. Eine kleine Kirche
in Messina, jetzt la Nunziatella deiCatalani genannt,
hat diese Form noch beibehalten m), sie ist fast quadrat,
mit vier Säulen im mittleren Raume, die ohne Zweifel frü-
her eine Kuppel trugen. Dies änderte sich alsbald; der
lateinische Klerus, der nun den Besitz ergriff, führte auch
die Basilikenform wieder ein. Die Kirchen wurden läng-
lich und dreischifiig, mit schmalen Seitenschiffen, zuweilen
auch, doch selten, mit einem schwach ausgebildeten Kreuz-
schitfe versehen. Ja noch mehr, die Verbindung von Doppel-
thürmen mit der Facade, diese nordische Form, die in Ita-
lien niemals in Aufnahme kam, wurde hier angewendet.
In der frühesten Zeit bauten die Normannen überhaupt noch
in ihrem einheimischen Style oder doch in dem, Welchen
sie von Italien herüber brachten. Die Kathedrale von Mes-
sina, Welche durch den Grafen Roger, den Eroberer der
Insel, im Jahre 1098 begonnen wurde , ist noch durchweg
rundbogig, wenn auch mit einer hufeisenartigen Schwin-
gung der Bögen; die Fenster der Apsiden sind mit zurück-
tretenden kleinen Säulen besetzt und mit dem normannischen
Zickzack eingefasst. Der Baumeister muss normannische
Kirchen gekannt haben, aber dem Einfluss des byzantini-
schen Elementes hat er sich nicht entzogen; die Ostseite
schliesst mit der dreifachen Concha, die Säulenreihen ziehen
sich im Inneren auch auf der Westseite herum. An der
späteren
aus der
Kirche del S. Carcere in Catania findet sich ein
Catlledrale der Stadt dorthin versetztes Portal von
a) Sie wird im Jahre 1169 als eine alte Kirche erwähnt und
stammt wahrscheinlich aus der frühen Zeit nach der normannischen
Eroberung.