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Sicilien.
Die Kunstblüthe Siciliens so) in dieser Epoche bildet
in der That eine sehr interessante und wichtige Erscheinung,
allein sie ist in der Kunstgeschichte Italiens keinesweges
ein organisch verbundenes Glied, sondern mehr eine in-
teressante Episode. S0 schmal die Meerenge ist, welche
die Insel vom Festlande scheidet, war diese doch durch
ihre Schicksale weit von (lemselben getrennt. Ihre Bevöl-
kerung war am Anfange dieser Epoche kaum noch eine
italienische zu nennen. Während Italien mehr oder weniger
eine Beimischung germanischer Elemente erhalten hatte,
aber doch im VVesentlichen römisch, lateinisch geblieben
war, hatte Sicilien seit dem sechsten Jaln-hundert ununter-
brochen zum byzantinischen Reiche gehört, so dass im
Laufe der Zeit die lateinische Färbung, welche das Land
unter der römischen Herrschaft erhalten hatte, allmälig er-
losch, lllld, es, wie vor jener römischen Eroberung, wie-
derum ein ganz griechisches wurde, das aber unter der
Leitung eines fast unabhängigen byzantinischen Patricius
stand und wenig an den grösseren Welthändelil Theil nahm.
Die Araber, welche in der ersten Hälfte des neunten Jahr-
hunderts Sicilien eroberten, liessen den Städten ihre alte
Verfassung und Gebräuche, verheerten dagegen das offene
Land und zogen hier maurische Ansiedler herbei. Die Be-
völkerung war daher nun eine gemischte, theils griechische,
theils arabische, als gegen das Ende des elften Jahrhunderts
(1071 1091) die untcritalischen Normannen sich zu
Herren Siciliens machten. Die Zahl der Sieger war zu
4'] Vgl. Hittnrf und Zanth, Architecture moderne de la Sicile,
Paris 1836. H. Gally Knight, Saracenic and Norman remains in
Sicily. fol. (Kupferwerk mit unbedeutendem Texte.) Ueber die Ent-
wickelung der Archit. v. 10. bis 14. Jahrh. unter den Normannen, von
H. Gally Knight, übers. v. Dr. R. Lepsius, 1841. Domenico 10 Faso
Pietrasarxta Duca di Serradifalco, del duomo di Monreale e di altre
chiese siculo-normamxe, 1838.