226
Romanischer
Styl
in
Italien.
Tendenz der Sculpturen für ein mehr passives Verhalten
der oberitalischen Gegenden. Fragen wir nun aber näher,
von woher dieser Einfluss nach Oberitalien gekommen, so
deutet Alles auf Deutschland, nicht auf die entferntere,
ausser allem bleibenden Zusammenhange mit der Lombardei
stehende Normandie, deren Styl nicht einmal in Sicilien
und Unteritalien, wo Normannen herrschten, Eingang fand.
Selbst die Aufnahme einzelner italienischer Formen, na-
mentlich der Zwerggallerien in Deutschland, zeigt einen
künstlerischen Zusammenhang, der eine vorhergegangene
Einwirkung von deutscher Seite nicht ansschliesst. Unge-
löst bleibt dagegen nach dem jetzigen Stande unserer
Kenntnisse die fernere Frage, 0b die gewölbte Basilika in
Deutschland selbst aus eigenem Antriebe oder nach dem
Vorgange Frankreichs aufgekommen sei, und da ist es
denn nicht zu verkennen, dass die Ueberwölbung ganzer
Kirchen, aber freilich nur mit Tonnengewölben, im süd-
lichen Frankreich unzweifelhaft früher geschehen war, und
die Daten der ersten Ueberwölbung in der Normandie nicht
entschieden später fallen, als die der deutschen Kirchen.
Wenn aber auch jener lombardische Styl durch die
Aufnahme germanischer Formen entstand, so war diese
doch keinesweges eine unbedingte. Sofort mischten sich
einheimische Elemente ein, welche sie modilicirten. Die
einfache consequente Durchführung des architektonischen
Systems erschien dem Südländer nicht genügend, die ver-
ticale Tendenz war ihm nicht natürlich, die Sculptur, so
ungeschlaeht sie sich auch noch bewegte, mischte sich
häufiger ein, die einfache, zierliche Lisene kam weniger
zur regelmässigen Anwendung, die Formen Wurden breiter,
schwerer, die Facaden mit der Breite ihres flachen Giebels,
mit ihren horizontalen Arcaden und vereinzelten Kreisfen-
stern, mit ihren vertretenden Baldachinen, geben dem Ganzen