Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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Romanischer 
Styl 
in 
Italien. 
Tendenz der Sculpturen für ein mehr passives Verhalten 
der oberitalischen Gegenden. Fragen wir nun aber näher, 
von woher dieser Einfluss nach Oberitalien gekommen, so 
deutet Alles auf Deutschland, nicht auf die entferntere, 
ausser allem bleibenden Zusammenhange mit der Lombardei 
stehende Normandie, deren Styl nicht einmal in Sicilien 
und Unteritalien, wo Normannen herrschten, Eingang fand. 
Selbst die Aufnahme einzelner italienischer Formen, na- 
mentlich der Zwerggallerien in Deutschland, zeigt einen 
künstlerischen Zusammenhang, der eine vorhergegangene 
Einwirkung von deutscher Seite nicht ansschliesst. Unge- 
löst bleibt dagegen nach dem jetzigen Stande unserer 
Kenntnisse die fernere Frage, 0b die gewölbte Basilika in 
Deutschland selbst aus eigenem Antriebe oder nach dem 
Vorgange Frankreichs aufgekommen sei, und da ist es 
denn nicht zu verkennen, dass die Ueberwölbung ganzer 
Kirchen, aber freilich nur mit Tonnengewölben, im süd- 
lichen Frankreich unzweifelhaft früher geschehen war, und 
die Daten der ersten Ueberwölbung in der Normandie nicht 
entschieden später fallen, als die der deutschen Kirchen. 
Wenn aber auch jener lombardische Styl durch die 
Aufnahme germanischer Formen entstand, so war diese 
doch keinesweges eine unbedingte. Sofort mischten sich 
einheimische Elemente ein, welche sie modilicirten. Die 
einfache consequente Durchführung des architektonischen 
Systems erschien dem Südländer nicht genügend, die ver- 
ticale Tendenz war ihm nicht natürlich, die Sculptur, so 
ungeschlaeht sie sich auch noch bewegte, mischte sich 
häufiger ein, die einfache, zierliche Lisene kam weniger 
zur regelmässigen Anwendung, die Formen Wurden breiter, 
schwerer, die Facaden mit der Breite ihres flachen Giebels, 
mit ihren horizontalen Arcaden und vereinzelten Kreisfen- 
stern, mit ihren vertretenden Baldachinen, geben dem Ganzen
	        
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