Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

Details. 
225 
Arcadenreihen der toscanischen Schule, mit der Benutzung 
alter Fragmente, mit der Antike zusammen. Anders aber 
dürfte es sich mit dem constmctiven System, mit der Ue- 
berwölbungsart und der damit verbundenen Pfeilerbildung 
verhalten. Man kann es als erwiesen annehmen, dass die 
grossen Gewölbebauten der Normandie und einiger rheini- 
schen Kirchen, wenn auch nur um wenige Jahre, älter 
sind, als der Dom von Modena, den wir doch für die äl- 
teste unter den überwölbten lombardischen Kirchen halten 
müssen. Noch gewichtiger sind aber die inneren, nicht 
von diesen Daten abhängigen Gründe. Zunächst konnte 
die VVölbung leichter aus dem Pfeilerbau, der in Frank- 
reich und am Rheine einheimisch war, als aus dem Säu- 
lenbau, der in der Lombardei, wie in ganz Italien, bis 
dahin vorherrschte, entstehen. Dazu kommt, dass die 
Wölbung mit einer aufstrebenden Tendenz zusammenhing, 
die im Norden schon an den ältesten romanischen Bauten 
erkennbar ist und in der sehr frühe angenommenen Ver- 
bindung des 'l'hurn1es mit der Kirche begründet war, wäh- 
rend sie in Italien durch die bleibende Neigung für die 
Horizontallinien und für die Säule unterdrückt wurde. Daher 
finden wir denn im Norden schon vor der Anwendung der 
VVölbung auf grössere Basiliken eine Umgestaltung der 
Details in einer für sie anwendbaren VVeise. Daher finden 
wir ferner das ganze, durch die VVÖlbUDg vollendete, auf 
der Vereinigung höherer und niedrigerer 'l'heile, auf einem 
wohlüberlegten Grundplane beruhende System kirchlicher 
Architektur nur im Norden consequent ausgebildet und 
stetig angewendet, während in Italien manche wesentlichen 
Bestandtheile (lerselben, z. B. die Kreuzfagaden, nur ver- 
einzelt vorkommen, wie an S. Michele in Pavia , manche 
Weniger passenden Formen, wie jene breiten Scheinfaeaden, 
(laneben entstehen. Endlich spricht auch jene nordische 
15
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.