224
Romanischer
Styl
in
Italien.
unmittelbare Einwirkung konnte doch immer nur Ausnah-
men, nicht die allgemein verbreitete Uebereinstimmimg der
architektonischen Formen begründen, die unläugbar vor-
handen ist. Wir müssen daher entweder eine fast gleich-
zeitige Entstehung dieser Formen in den verschiedenen
Ländern, oder eine Nachahmung in einer oder der anderen
Gegend annehmen. Die Italiener selbst neigen sich mehr
dahin, diesem lombardischen Style einen nordischen Ur-
Sprung zuzuschreiben. Cordero di S. Quintino nimmt an,
dass die normannischen Bauten aus der Zeit WVilhelms des
Eroberers den italienischen das Vorbild der (lurchgängigen
Ueberwölbung gegeben haben, Andere 5c) nennen geradezu
den Styl dieser lombardischen Bauten den normannischen;
ein "'Zugestä11d11iss, welches freilich nicht auf einer Aner-
kennung dieses Styles, sondern auf einer Ablehnung des-
selben als eines barbarischen beruht. Deutsche und englische
Schriftsteller schreiben dagegen die Erfindung desselben der
Lombardei zu w). Man wird, glaube ich, weder der einen
noch der anderen Ansicht unbedingt zustimmen können.
Einige Formen, die wir in der Lombardei und im Norden
finden, sind gewiss italienischen Ursprungs. Namentlich
gehört dahin der bedeutungsvolle Schmuck der Kirchen mit
Zwerggallerien, der sich aber auch diesseits der Alpen nur
am Rhein, oder vereinzelt bei entfernteren, aber wahr-
scheinlich oder erweislich vom Rheine aus influirten Kirchen
vorfindet.
Denn
diese
Anordnung
hängt
offenbar
mit
den
Dome zu Modena als Bildhauer gerühmt wird, auf deutschen (wie Fio-
rillo II, 24) oder englischen Ursprung (wie Millin will] zu schliessen,
ist wenigstens gewagt.
a) Z. B. Ricci, Arti ed Artisti della. Marca äläncona.
Wetter, der Dom zu Mainz, Hupe und Gally Knight, alle
freilich von der irrigen Ansicht ausgehend, dass S. Michele in Pavia
und andere Kirchen dieser Art schon aus der Longobardenzeit her-
stammen.