Details.
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Theile der Facaden reich geschmückt sind, nimmt nicht
bloss in den Formen, sondern auch in den Gegenständen
einen entschieden nordischen, germanischen Charakter an.
In den südlicheren Gegenden Italiens beruhete die Orna-
mentation, so unvollkommen auch die Ausführung sein
mochte, noch immer auf antiken oder altchristlicheil Tradi-
tionen, liebte iluen heiteren, einfachen Charakter. Hier
dagegen, wie im Norden, finden wir die phantastischen
Gebilde abenteuerlicher Thiere, die Neigung zum Verwi-
ckelten, Räthselhaften, Schreckenden, Schwermüthigen vor-
Waltend. In den Inschriften ist dieser Sinn der Sculpturen
manchmal unumwunden ausgesprochen. Am Dom zu M0-
dena lesen wir an einer Karyatide der Facade die Worte:
Hic perimit, hic portat, gemit hie, nimis iste laborat.
(Dieser geht unter, dieser trägt, dieser seufzt, allzusehr
leidet dieser.) Auf der Karyatide ruht die Darstellung von
Abels und Kains Opfer, "das erste Wort kann sich daher
auf Abel beziehen, die anderen passen nur auf jene tra-
gende Gestalt; das Leiden, das in der künftigen Missethat
Kains zuerst erscheint, der Fluch der Erbsünde soll durch
sie versinnlicht werden. Die Inschrift erklärt dies und er-
gänzt in der Häufung beklagender Ausdrücke die Mängel
der Plastik k]. An der Facatle des Domes zu Piacenza
ruht die Säule des Baldachins vor dem Portale auf dem
Rücken eines auf einem Löwen reitenden Mannes. Die
Inschrift fordert iulsere Theilnahme heraus: O quam grande
X1
9'] Dante kannte und empfand den Zweck solcher Figuren.
130.
Come per sostentar solajo o tetto
Per mensola falvolta una ügura
Si vede gilmger le ginncchia a1 petto,
La qual fa del non ver vera rancura
Nascer a chi 1a vede; cosi fatti.
Vid' io color etc.
Purg-