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Lombardische
Bauten.
man war mithin mehr auf den Backsteinbau gewiesen.
Während jene antiken Fragmente die Anlegung einzelner
Stockwerke begünstigten, führte dies Material auf gleich-
mässige Aufrichtung hoher Pfeiler und Mauern, erleichterte
die Wölbung und lud selbst zu einer solchen ein. Am
Dome zu Modena, welcher abwechselnd monolithe Säulen-
stämme und Pfeiler, gewissermaassen eine Verbindung
beider Systeme, enthält, zeigt sich unverkennbar, wie das
Material auf die Details einwirkte. Jene Säulen haben noch
korinthisirende, die Halbsäuleil der von Backstciuen erbauten
Hauptpfeiler dagegen würfelartigc oder phantastisch histo-
riirte Kapitäle. In S. Antonino von Piacenza, wo alle
Theile, sogar die Kapitale, von Backsteinen sind, sieht man
an den einfachen und abweichend gebildeten Würfeln diese
Einwirkung des Materials noch deutlicher. Auch die grosse
Verbreitung des Rundbogenfrieses mag damit zusammen-
hängen, dass er eine in Ziegeln ausführbare, die antiken
Gesimse und Kragsteine ersetzende Form ist. Am Dome
zu Pa1'ma sehen wir, im Inneren über dem 'l'rif0rium, an
der Fagade über der Giebelgallerie, einen Fries von sich
durchschneidenden Bögen, mithin eine Bereicherung des
einfachen Rundbogerlfrieses, Welche dem Backsteinbau leicht
lllld erreichbar war, die ihm so sehr zusagt, dass sie auch
in den späteren Bauten der Lombardei stets beibehalten,
und in den Ziegelbauten des nordöstlichen Deutschlands
frühe und häufig angewendet wurde. Es lag in diesem
Material schon etwas, das stylistische Vßrwandtschaft mit
den nördlichen Ländern begründete, wenigstens in soweit,
als es von der unbedingten Herrschaft antiker Tradition
befreite. Allein die Hinweisungen auf den nordischen Ge-
sclunack, die wir in diesen Bauten finden, beschränken
sich nicht auf das , Was durch das Material erklärt werden
kann. Auch die Plastik, mit der die Kapitale und gewisse