Dom
Ancona.
203
Jahrhunderts erbaut Man hat auch diese Kirche eine
byzantinische genannt, weil sie eine Kuppel hat und sich
durch die Kürze ihres Langhauses dem griechischen Kreuze
ilähert, oder weil man aus ihrer geographischen Lage auf
byzantinischen Einfluss schloss WF). Allein auch sie ist in
jeder Beziehung eine Basilika, mit offenem Dachstuhl, mit
niedrigen Scitenschißen, mit antiken Säulen und korinthi-
sirenden Kapitälen, und ihre Abweichungen von der übli-
chen Form der damaligen Zeit erinnern so sehr an den
Pisaner Dom, dass eine Herleitung von demselben wenig-
stens viel wahrscheinlicher ist , als die aus byzantinischer
Kunst. Namentlich ist das Kreuzschiff wie das des Pisa-
ner Doms mit Seitenschiffen und Conchen versehen, und
auch die Kuppel ist nicht nach byzantinischer VVeise, son-
dern wie die des Pisaner Doms auf polygoner Grundlage
construirt. Allerdings ist es ungewöhnlich, dass das Lang-
haus dem Chore in seiner ursprünglichen Gestalt (denn er
ist später verlängert) fast gleich kam; allein diese ohne
Zweifel durch lokale Gründe hervorgebrachte Anordnung
i") Abbildungen bei Agineourt Taf. 25, Nro. 35 39. Taf. 67,
10 die Kuppel. Taf. 68, 21 und 69, 28 Säulen. Vgl. auch eine
grössere Abbildung des Aeusseren bei Gally Knight Italy. Die Annahme
der Erbaunngszeit stützt sich neben anderen Gründen darauf, dass die
Deposition der Reliquien des h. Mareellinus schon im Jahre 1097 er-
folgte (Gally Knight a. a. O. und Rieci, Memorie storiche delle arti
della Marca d'Ancona, I., p. 30]. Vasarfs Nachricht im Leben des
Margheritone, wonach dieser Künstler des dreizehnten Jahrhunderts die
Zeichnung der Kirche gemacht haben soll, ist ohne Zweifel irrig; höch-
stens kann das später hinzugefügte Portal von ihm herstammen.
Sogar der Umstand, dass sie einmal vorübergehend, zum
Schutze gegen Saracenen, Venetianer und zuletzt gegen Friedrich I.
mit dem Kaiser von Konstantinopel in Verbindung trat und byzantini-
sche Besatzung einnahm, hat man damit in Verbindung gebracht, ob-
gleich dies erst in der Mitte des zwölften Jahrhunderts, also zu einer
Zeit geschah, wo allen Vermuthungerl nach die Kirche längst bestand.
(Vgl. Saracini, Memorie storiehe d" Ancona. Roma 1675.)