Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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Italien. 
Pracht byzantinischer Kuppeln die seefahrenden Pisaner 
gereizt hat, ihrer Kirche einen ähnlichen Schmuck zu ver- 
schaffen, dass vielleicht selbst die kleinen Nischen der 
Kreuzarme durch den Hinblick auf ähnliche, obgleich we- 
sentlich verschiedene Anordnungen orientalischer Kirchen 
entstanden sind. Aber alles dies waren nur leichte Anre- 
gungen, der Gedanke, der Zweck des pisanischen Meisters 
war ein ganz anderer, durchaus abendländischer; er hat 
dieselbe Tendenz, dieselben Details, wie seine Vorgänger. 
Selbst die Kuppel ist nicht bloss anders verwendet und von 
anderer VVirkung, sondern auch technisch anders construirt, 
wie die Kuppel der Sophienkirche, wie die von S. Vitale 
und von S. Marco. Sie ist eine hier zum ersten Male an- 
gewendete Erlindung, das Vorbild der späteren abendländi- 
schen Kuppeln. Das ganze Gebäude bleibt eine Basilika, wie 
man sie bisher hatte, nur dass die Elemente, die zerstreut 
neben einander lagen, geordnet und in ein System gebracht 
sind. Es galt den Ausdruck des Architravbaues, der in den 
antiken Gliedern lag, mit der Anwendung des Bogens zu 
verschmelzen, dem Grundplane der Basilika statt seiner bis- 
herigen Formlosigkeit einen bestimmten Gedanken unterzu- 
legen, einen Ausdruck der Einheit für ihn zu finden. Der 
Gebrauch mannigfaltiger Fragmente alter Pracht zum 
Schmucke seiner Gebäude War dem Italiener zur anderen 
Natur geworden. Es war daraus eine decorative Richtung 
entstanden, die sich begnügte, die Faeade in einer der 
übrigen Kirche fremdartigen Weise zu schmücken. Es 
kam jetzt darauf an, diesem Schmuck eine Rechtfertigung 
zu geben, ihn mit der ganzen Construction in Ueberein- 
stimmung zu bringen. Diese Aufgabe haben die Meister 
des Domes in vielen Beziehungen sehr befriedigend gelöst. 
Die Ausbildung der Kreuzgestalt, die Anwendung der 
Kuppel als des sprechenden Symbols der Einheit des Gan-
	        
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