Toscanische
Bauten.
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sonst im italienischen Mittelalter nicht üblich sind, linden
sich daran, der Eierstab und ähnliche feinere antike Motive
kommen neben den Bandverschlingungen des Mittelalters
vor k). Auch hier besteht der untere Theil der Faeaden
gewöhnlich aus mehreren Arcaden, wie am Pisaner Dome,
nur dass an diesem sieben, bei jenen kleineren Kirchen aber
fünf Arcaden angebracht sind, von denen drei die Portale
enthalten und zwei dieselben verbinden, während der obere
Theil mit blinden Arcaden oder auch wohl, wie in S. Mi-
niato, mit Halbsäulen unter einem Architrav ausgestattet
ist. Die Marmorbekleidung giebt immer eine Betonung der
architektonischen Gliederung, zugleich herrscht aber eine
malerische Freude an der Farbe, Welche die Einfügung
von Wandfeldern, namentlich von Rauten, unter den Bögen
der blinden Arcaden liebt. Es ist also überall dieselbe
Tendenz, welche auch in der Decoration des Pisaner Domes
durchgeführt ist, so dass, wenn jene anderen Facaden
wirklich älter sind, den Pisaner Meistern in dieser Bezie-
hung nicht das Verdienst der Erfindung zusteht. Aber jene
Faeaden sind doch nur eine äusserliche Bekleidung älterer
Kirchen, und diese haben keinesweges die architektonische
Ausbildung des Domes, sie können demselben daher im
Ganzen nicht zum Vorbilde gedient haben die).
Allein eben so wenig sind die Meister desselben einem
auswärtigen Vorbilde gefolgt. Es mag sein, dass die
F) So namentlich an der Faeade von St. Frediano in Lucca.
H) Wenn Rumohr a. a. O. in dem Dome von Pisa Ilieht das erste
Symptom wiederaufstrebender Kraft, sondern "die blosse Nachblüthe
zweier Bauschnlen, welche seit dem Jahre 1000 in Toscana bereits
sehr viel erreicht hatten", nämlich einer florentinisehen und einer lue-
chesischen, erkennen will, so ist das eine gewagte und mit nichts be-
gründete Behauptung, da jene Faeadendecoration noch nicht eine Ar-
chitektur bildet, und das grosse Verdienst harmonischer Entwickelung
des Grundplanes dem Pisaner Dome ganz ausschliesslieh bleibt.
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