Dom
Zll
Pisa.
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Die Beleuchtung ist sehr ausreichend, das Ganze macht
durch den Schwung der ununterbrochen fortlaufenden Bö-
gen, durch die mehrfachen Säulenreihen, durch den farbigen
Glanz des Marmors einen würdigen und doch heiteren Ein-
druck, der sich sehr von der dunklen Leere der bisherigen
italienischen Kirchen unterscheidet. Es ist die Basilika, aber
in schönster, edelster Entwickelung.
Nicht minder glänzend und regelmässig ist die Aus-
stattung des Aeusseren. Auch hier ist Alles mit far-
bigem Marmor geschmückt. Drei Reihen von Halbsäulen,
den Seitenschilfen, der Empore , dem OberschiHe entspre-
chend, ziehen sich um das ganze Gebäude, um Lang-
haus, Kreuzschiff, Chor herum, imd schliessen sich an die
Ausstattrmg der Facade an, bei welcher, der Dachhöhe der
Seitenschilfe entsprechend, ein viertes Stockwerk dazwi-
schentritt. Die den Emporen entsprechende Säulenreihe
trägt, in antiker Weise, gerades Gebälk, die übrigen Rei-
hen bilden Arcaden, eine Verschiedenheit, welche die son-
stige Gleichförmigkeit durch ihren rhythmischen Wechsel
belebt. An der Chornische und an der Facade treten an
die Stelle blosser I-Ialbsäulen Arcaden von freistehenden
Säulen. Auch hier ist im Ganzen alles antik, die Gesimse
haben sogar den Eierstab.
Es kann sein, dass diese dekorative Ausstattung der
äusseren Mauern mit verschiedenartigem Marmor am Pi-
sauer Dome nicht zuerst angewendet, sondern schon länger
in Toscana üblich war. Dieser Schmuck, der durch den
Reichthum an edcln Steinarten, und namentlich durch die
Nähe der Marmorbrüche von Carrara, sehr begünstigt
wurde und überdies dem heiteren, auf das Malerische ge-
richteten Sinne dieser Gegend so sehr zusagte, dass er
sich hier noch lange und ungeachtet des Wechsels ver-
schiedener Style erhielt, findet sich auch an einigen Kir-