190
Italien.
consequent, indem die Empore des Langhauses ununter-
brochen und geradlinig über die Oeffnung der Kreuzarme
zum Chore fortschreitet, und so für den perspektivischen
Anblick sie ganz verdeckt. Die Chemische, welche, frei-
lich erst im dreizehnten Jahrhundert, mit einer kolossalen
Mosaikgestalt geschmückt ist, ist also auch hier der Ab-
schluss des ununterbrochen fortlaufenden Säulenganges. Es
scheint, dass der Meister sich von dem italienischen Ge-
brauche seiner Zeit, der keine Kreuzschiffe anwendete, nicht
zu Weit entfernen Wollte. Die Säulen sind von verschie-
denem Material, aus antiken Gebäuden genommen, zum
Theil, Wie wir wieder aus Inschriften erfahren, über Meer
herbeigeführt k). Die Verschiedenheit ihrer Höhe ist aber
durch Auswahl und durch allmäliges Zu- und Abnehmen
ihrer Basamente geschickt verdeckt. Die Kapitäle sind
durchweg nach korinthischem oder römischem Vorbilde,
die Basen attisch geformt, die Seitenschiffe gewölbt, das
Mittelschiff mit gerader Decke versehen. Die Deckplatte
der Kapitäle ist ziemlich hoch, die Bögen sind nach antiker
Weise ohne Abrundung ihrer Ecken geblieben, von Weis-
sem Marmor gewölbt, mit einem Plättchen besetzt, die
Wände mit weissem und schwarzem Marmor wechselnd
ausgelegt. Die Dimensionen sind bedeutend, die Breite des
mittleren Schiffes über 39, die Höhe desselben 101 Fuss,
die ganze Länge 292, die des Kreuzschilfes 218 Fuss aß).
4') In der einen wird zwar ziemlich dunkel von Busketus gerühmt,
dass der Ruf der Säulen, die er aus Meeresgrunde gezogen (pelagi quas
traxit ab imo), ihm zu Statten komme, in der anderen, bei der Er-
wähnung seiner mechanischen Vorrichtungen, deutet aber die Bemer-
kung, quod vix potuit per mare ferre ratis, unzweifelhaft auf die Her-
beiführung durch Schiiie. Cicognara a. a. O. S. 93, 94. Von den 70
Säulen sind 56 von Granit, 14 von Marmor.
w") Die Maasse nach Quatre möre de Quincy,
rühmtesten Architekten, übersetzt von Heldmann.
Geschichte
der be-