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Italien.
drale zu widmen, und schritten sofort zum Werke. Es
War also, wie die Marouskirehe von Venedig, ein Monu-
ment nicht bloss der Pietät, sondern städtischen Ruhmes,
an dem nun mehrere Generationen mit derselben Beharr-
lichkeit, Wie dort, fortarbeiteten. Daher erklärt es sich
auch, dass man die Kirche wie ein städtisches Archiv mit
einer grossen Zahl von Inschriften, theils aus früherer Zeit,
theils aus der Zeit des Baues geschmückt hat, aus denen
wir denn auch die Namen zweier Baumeister erfahren.
Einer derselben, ein gewisser Busketus d], wird darin unter
Anderem mit dem dulichischen Helden, Ulysses, verglichen,
und dieser pomphafte Vergleich hatte durch ein Missver-
ständniss der Worte Vasari und Andere verleitet, Duliehium
für das Vaterland des Busketus zu halten, und somit der
Kirche einen griechischen Ursprung zu geben. Der Irrthum
dieser Ansicht ist jetzt allgemein anerkannt, und wenn der
Name des Busketus etwas fremdartig klingt, was bei dem
damaligen Zustande der italienischen Sprache übrigens nicht
auffallen kann, so hat jedenfalls der zweite Baumeister,
Rainaldus der), einen Namen von ganz abendländischem
Klange. Da die ihn betreffende Inschrift sich an der Fa-
cade befindet, die ohne Zweifel erst am Ende des Baues
gemacht wurde, so ist es nicht unwahrscheinlich, dass
Rainaldus der spätere beider Meister war.
i") Dass Busketns wirklich Baumeister des Domes gewesen, was
Rumohr a. a. O. S. 205 bezweifelt, geht aus zwei Inschriften hervor,
welche ihn mit dem Dädalus vergleichen, den glänzenden Tempel und
die Pracht der Säulen als Zeugen seines Lobes aufzählen, von seiner
Kunst sprechen, und. namentlich die mechanischen Vorrichtungen rüh-
men, vermöge welcher zehn Jungfrauen heben, was kaum tausend Joch
Ochsen bewegen, kaum das Meer in Schiffen tragen können. Oicognara
a. a. O. II. 93. 94.
Hoc opus eximium, tam mirum, tam pretiosum
Rainaldus prudens operator et ipse
Magister constituit mire, solerter et ingeniose.