Dom
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Pis a.
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Ersten, der den Gipfel seines erhabenen Hauses vom Boden
zu den Sternen aufsteigen liess", sich in Seinem Glanze an
die Vergänglichkeit menschlicher Pracht erinnert, und in
achtzehn leoninischen Versen voller entlehnter Gedanken
die lateinische Sprache ebenso mit naiver Frechheit miss-
handelt, wie es in seinem Gebäude mit römischer Baukunst
geschehen war.
Mit dem Ende des elften Jahrhunderts kam endlich eine
bessere Ordnung in dieses Chaos, und es entwickelte sich
nun, namentlich in Toscana, ein neuer Styl, in welchem
sich die Eigenthümlichkeiten italienischer Kunstweise schon
deutlicher aussprechen. Das Hauptgebäude dieses Styles
ist der Dom von Pisa, der, einer unzweideutigen In-
schrift zufolge, im Jahre 1063 begonnen tk), jedoch, wie
wir aus dem Umfange des Werkes schliessen können,
nicht eher als im Anfange des folgenden Jahrhunderts
beendet wurde. Pisa stand damals in höchster Blüthe, es
War eine der bedeutendsten Handelsstädte, beherrschte Sar-
dinien und besass die grösste Seemacht in der westlichen
Hälfte des mittelläildischen Meeres. Nach einem Siege,
den ihre Schiffe über die Saracenen im Hafen von Palermo
errungen hatten, beschlossen die Pisaner, wie jene Inschrift
berichtet, einen Theil der Beute dem Neubau ihrer Kathe-
i") Anno quo Christus de virgine natus ab illo
Transierant mille deciesque sex tresque subinde
Pisani eives celebri virtute potentes
Istius ecclesiae primordia dautur inisse.
Morona in der Pisa illustrata, Gicognara (Storia della Scultura.
Prato 1823, V01. II, p. 79 HI), und Rumohr: Ital. Forsch. III, S. 202,
welcher von Cicoguaras Ansichten in diesem wahrscheinlich früher ge-
schriebenen Aufsatze keine Notiz nimmt, aber zu demselben Resultate
gelangt. Abbildungen des Domes zu Pisa sind häufig gegeben.
Agincourt Taf. 25, Nro. 32, 34. 64, Nro. 10. 67, Nro. 8. 68, Nro.
23. 69, Nro. 29. Cicognara Taf. 2, und besonders Gally Knight Italy
I, Taf. 37 und 38.