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Italien.
S. Stefano zu Bologna mit seinen sieben verschiedenen
Heiligthümern, Basiliken mit antiken Fragmenten, Rund-
kirchen, Klosterhöfen durchwandert, bekommt noch jetzt,
ungeachtet mancher späteren Veränderungen, eine An-
schauung solcher fremdartigen Verbindungen, wie sie da-
mals gewöhnlich waren. Wer die Mauern der Kirche
St. Lorenzo ausserhalb Roms, die bunte Zusammenstellung
reich geschmückter, aber sehr verschiedenartiger Fragmente
von Friesen und Gesimsen betrachtet, sieht, wie sehr das
Gefühl für Ordnung und Einheit verloren gegangen War.
Aber am Anschaulichsten tritt uns die Verwirrung der
Zustände und des Geistes, Welche während dieser Epoche
in Italien möglich War, an einem an sich minder bedeu-
tenden Gebäude hervor, das freilich auch durch seine Ent-
stehung auf einen Moment und einen Mann hinweist, den
die Erinnerung an die Zeiten römischer Macht bis zur
Trunkenheit gesteigert hatte. Es ist nur das Wohnhaus
eines Privatmannes vom Anfange des elften Jahrhunderts
in Rom, nach einer irrigen Volksmeinung das Haus des
Pilatus genannt, zufolge der pomphaften und charakteri-
stischen Inschrift, die sich darin findet, von einem Sohne
des berühmten Tribunen Crescentius, Namens Nicolaus,
erbaut. Es ist von mässiger Grösse, in mehreren Stock-
werken, aus wohlgefugten Ziegeln mit antiker Technik
errichtet, stark genug, um bei den inneren Unruhen der
Stadt als Feste zu dienen, dabei aber mit gemauerten, zwi-
schen Wandpfeilern liegenden Halbsäulen und mit vielen,
oft zweckwidrig angebrachten Fragmenten antiker Gebäude,
von Marmor und reicher Sculptur, abenteuerlich geschmückt St).
Der Styl des Gebäudes stimmt ganz mit dem jener Inschrift
zusammen, in Welcher „der grosse Nicolaus, der Erste der
und Platner
a") Vgl. Agincourt Taf. 34,
S. 391, die Inschrift S. 672.
III.
Beschreibung Roms,