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Italien.
Angenehme, für Ordnung und Civilisatioil. Daher entstan-
den denn in den Städten auch Wissenschaftliche Anstalten,
die bald einen grossen Ruf erlangten, aber sich weit von der
Richtung der nordischen Wissenschaftlichkeit entfernten. Die
Subtilitäteil theologischer Fragen beschäftigten die Italiener
nicht, die Seholastik fand hier keine Aufnahme. Dagegen
blühte in Salerno schon im elften Jahrhundert eine Schule
der Medizin ,
zwölften eine
hob sich in Bologna seit dem Anfmlge des
bedeutende Rechtsschule. Von den Schriften
der Alten gingen auch diese Wissenschaften aus, aber sie
Waren auf praktische, bürgerliche Zwecke gerichtet. Es
entstanden dadurch hier Lebensansichten und Verhältnisse,
die sich von denen der anderen gleichzeitigen Völker weit
entfernten und mehr den modernen näherten. Es War daher
natürlich, dass diese mächtigen, wohlgeordneten
Selbstgefülü erlangten, das sie bewegte, auch
lichem Luxus und künstlerischem Schmucke mit
Siädte ein
in Öffent-
dem Aus-
lande, das sie auf ihren Handelswegen kennen lernten, und
mit ihren Vorfahren in antiker Zeit, auf die sie stolz wa-
ren, zu wetteifern.
Nicht also kirchliche Begeisterung, sondern städtischer
Patriotismus brachte die ersten Regungen nationaler Kunst
hervor. Dies hatte mehrfache Folgen, nicht bloss die, dass
sie von vorne herein einen mehr weltlichen Charakter an-
nahm, sondern auch die, dass sich mannigfaltigere Rich-
tmigen bildeten. Während in den nordischen Ländern zum
Theil durch die weit verbreitete fürstliche Macht, durchweg
aber durch den Zusammenhang der geistlichen Institute alle
Kunstbestrebungen einen gemeinsamen Charakter trugen,
entwickelten sich hier die einzelnen Städte und Landschaf-
ten unabhängig von einander. Dazu kam, dass die geo-
graphische Lage Italiens es fast ganz zum Grüinzlande macht
und so mannigfachen Einflüssen des Fremden aussetzt,