Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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Italien. 
reichte, anderweite Belehnungen gegeben. Ueberall bildeten 
sich daher theils städtische, theils fürstliche Territorien, die 
streitend neben einander standen. Der Wunsch, eine ein- 
heitliche Obergewalt in Italien herzustellen, hatte dazu bei- 
getragen, karolingischen Fürsten und den deutschen Königen 
die kaiserliche Würde zu verschaffen. Aber diese Herr- 
scher waren Fremde, die ihren Sitz ausserhalb des Landes 
hatten, gegen welche die Italiener keine moralische Ver- 
ptlichtilng fühlten, die man nur benutzte, um durch sie zu 
vortheilen. Daher bildete sich schon jetzt eine eigennützige, 
unsittliche Politik aus, welche die Gesinnung im Innersten 
verderbte. Schon Luitprand, ein Geschichtschreiber des 
zehnten Jahrhunderts, spricht es aus, dass die Italiener 
immer zwei Herren haben wollten, um den einen durch 
Flucht vor dem Anderen zur Nachgiebigkeit zu bewegen. 
Dazu kam die Stellung der Kirche. Jenseits der Alpen er- 
schien sie bloss als die geistliche Macht, sie gab dort das 
Bild einer grosseil Einheit, welches die Nationen anreizte, 
auch in weltlicher Beziehung sich einig zu gestalten, sie 
gab den Unterdrückten Schutz gegen die Willkür der Macht- 
haber, sie nöthigte andererseits dmch ihre Uebergriffe die 
weltliche Macht zur Concentration. In Italien war der rö- 
mische Stuhl zugleich eine Weltliche Macht, schon frühzei- 
tig mit 'l'errit0rialansprüchen, und doch wieder mit Tenden- 
zen, die nicht auf italienische Nationaleinheit zielten, son- 
dern weit darüber hinaus gingen; er konnte daher nicht 
den vereinigenden Mittelpmikt bilden. Auch die Bischöfe 
benutzten, durch die Verwirrung selbst dazu getrieben, den 
Mangel naher durchgreifender königlicher Gewalt, um ihre 
geistlichen Rechte durch Weltliche zu verstärken. Die Kirche 
selbst gab daher das Bild der Zerrissenheit. Sogar jene 
Ueberreste alter Bildung lähmten die Kraft der Nation. In 
Deutschland wurden die vereinzelten, aber gleichartigen
	        
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