Mangel
nationaler
Einheit.
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der
ihre
letzten Kaiserzeiten mehr
Rechte auch unter der
befestigt und abgeschlossen,
Herrschaft der barbarischen
Könige bewahrt mid in ihren Mauern die Elemente frühe-
rer Ordnung geschützt. Sie standen zwar vereinzelt, oft
feindlich, neben einander, sie wirkten nur auf ihre nächsten
Llmgebungen, aber sie bildeten in den Wogen allgemeiner
Verwirrung Inseln, auf denen die Reste alter Civilisatioil
unangefochten blieben. Aber freilich bestand diese Bildung
um in vereinzelten, trümmerartig erhaltenen Stücken frühe-
rer Kultur, es fehlte ihr die lebendige 'l'riebkraft, es-fehlte
ihr besonders das sittliche Element, die Unterordnung unter
höhere Zwecke. Eine wahr-hafte nationale Einheit hatte
Italien
waren
niemals besessen, seine vereinzelten Völkerschaften
nur von den Römern unterworfen und zusammen-
gehalten gewesen. Während der Glanzperiode römischer
Herrschaft hatten die Italiener zwar vcrmöge ihrer Ver-
wandtschaft mit der herrschenden Stadt einen Vorzug vor
den übrigen Nationen des römischen Weltreiches, einen
Anthcil an der Herrschaft Roms erlangt, die Sprache La-
tiums war die Sprache des herrschenden Volks. Aber diese
Sprache war jetzt eine todte geworden, die Sprache der
Kirche, mit ihr über alle Länder verbreitet; das Reich war
gefallen, das einigende Band zerrissen. Die ursprünglichen
Verschiedenheiten der Landschaften erwachten wieder, wa-
ren durch die verschiedenartige Mischung mit fremden An-
Siedlern neu belebt und gekräftigt. Dazu kam, dass ger-
manische Institutionen theilweise eindrangen, dass sich ne-
ben den Städten ein Lehnsadel bildete, der germanischen
Stammes war oder doch Rechte germanischen Ursprungs
geltend machte. Aber auch dies fand nicht in allen Ge-
genden in gleicher Weise statt. Ostgothen, Longobarden
hatten vereinzelte Stiftungen ihrer Macht hinterlassen, Karl
der Grosse, die deutschen Kaiser, soweit ihre Herrschaft