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Italien.
weisst, bemerkt er dabei, wie viele Schreiber in den Städ-
ten und Feldern Italiens zerstreut wohnen Noch ein
anderer Deutscher, Wippe, klagt in einem an Kaiser Hein-
rich III. gerichteten Gedichte über die Unwissenheit des
deutschen Adels, und weist auf Italien hin, wo man die
Jugend nach den ersten Spielen zum Fleiss in der Schule
anhalte Es bestand also in der Mitte des elften Jahr-
hunderts ein Rest alter Bildung, der der Wiederbelebung
fähig War, weshalb denn auch am Ende unserer Epoche
der gebildete und urtheilsfähige Otto von Freisingen, der
schon den Beginn dieser Erneuerung sah, sagen konnte,
dass die Italiener die Eleganz lateinischer Rede und der
Sitten Feinheit behalten hätten
Was wir aus diesen Andeutungen entnehmen, wird
durch die spätere Entwickelung des italienischen Volkslebens
bestätigt und ist aus dem geschichtlichen Hergange erklär-
bar. Die germanischen Völker Waren hier nicht so zahl-
reich eingedrungen, wie in den nordischen Ländern, sie
waren durch die grössere Bildmig der Einheimischen mehr
überwältigt und mit ihnen verschmolzen. Besonders erhiel-
ten diese sich in den Städten. Schon in römischer Zeit
durch ihre
ständigkeit
Municipalverfassung
gewöhnt, hatten sie
an eine gewisse
sich während der
Selbst-
Stürme
a") Gerbert, epist. 230: Nosti quot scriptores in urbibus aut in
agris Italiae passim habeantur.
w) Wippo, Panegyr. ad. Henr. III., bei Oanisius. Ant. Lect.
Tom. II. p. 196:
Tunc fac edictum per terram Teutonicorum,
Quilibet ut dives sibi natos instruat omnes.
Litteris. Hoc servant Itali, post prima crepurldia cuncti
Et sudare scholis mandatur tota juventus.
Solis Teutonicis vacuum vel turpe videtur
Ut doceant aliquem, nisi clericus accipiatur.
w") Otto Fris. de gest. Frid. II. c. 13 Latini sermonis ele-
gantiam, morumque retinent urbanitatem.