Drittes
Kapitel.
Italien.
VOII
Deutschland
wende
ich
mich sofort nach Italien.
Beide
Länder standen in dieser Epoche in engster Verbindung,
aber sie hielten keinesweges gleichen Schritt. Während
die neu entstehende Nation sich aus ursprünglicher Roh-
heit zu geregelten Zuständen heranbildete, sank Italien,
noch vor Kurzem die Herrin und Lehrerin der Welt, im-
mer tiefer, und übertraf endlich in moralischer Verwilde-
rung alle übrigen Länder. Unteritalien und Sicilien waren
gänzlich erschlafft und unterlagen der Fremdherrschaft, an-
fangs den Griechen und Saracenen, später jener kleinen
Schaar normannischer Abenteurer, welche sich hier sesshaft
machte. In der Lombardei hatte zwar der hier stärker
vertretene germanische
dafür waren aber auch
Stamm frische
die traditionellen
Kräfte zugeführt ;
Rechtsverhältnisse
noch mehr gestört, es War ein Kampf Aller gegen Alle,
in welchem bald einheimische Usurpatoren scheinbare oder
vorübergehende Gewalt erlangten, bald die Heereszüge der
deutschen Könige augenblickliche Ordnung stifteten, der
aber nach ihrer Entfernung nur um so heftigere Ausbrüche
folgten. Das Aeusserste dieses Verfalls zeigte sich an der
wichtigsten, ehrwürdigsten Stelle , am Sitze des geistlichen
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