in
Belgien.
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ganzen Abendlande vorangingen und tonangebend winden.
Im eigentlichen Mittelalter finden wir sie zuriickstehend,
mehr mit der Begründung imd Kräftigung ihrer materiellen
Existenz beschäftigt. Sie schliessen sich daher dem vor-
schreitenden Lande an und gehören in dieser Epoche, wie
in politischer, auch in geistiger Beziehung zu Deutschland,
Während wir sie in der folgenden mehr zu Frankreich hin-
geneigt finden.
Die Zahl der Monumente dieser Epoche ist hier kei-
nesweges gross. Unendlich Vieles mag zerstört sein; bald
nach dem Tode Karls des Grossen begannen die Einfälle
der Normannen, die gerade in diesen Gegenden besonders
häufig und verderblich waren; im zehnten Jahrhundert
hatten sie sogar einen Zerstörungszug der Ungarn auszu-
halten. Aber auch der Reichthum und die üppige Baulust
der späteren Jahrhunderte, dann die Religionskriege und
neuerlich der Vandalismus der französischen Revolution
haben nicht Wenige ältere kirchliche Gebäude vertilgt. In-
dessen scheint es auch, dass die früheren Jahrhunderte des
Mittelalters hier nicht so fruchtbar Waren, Wie man erwarten
sollte. Bedeutende römische Monumente bestanden hier
nicht, und selbst die ältesten Bauten zeigen keine Spur
römischer Technik oder Ornamentation. Auch die karolin-
gische Zeit war, obgleich der Stammsitz Pipins hier lag
und Aachen angräilzte, minder fruchtbar, als in anderen
Gegenden. Das Land War im neunten Jahrhundert noch
wenig bevölkert, mit Sümpfen und Wäldern bedeckt; die
geistlichen Stiftungen waren noch arm, Holz das allgemein
angewendete Baumaterial. Erst im zehnten Jahrhundert
berichten die Chroniken von zahlreichen klösterlichen Stif-
tungen und grösser angelegten Kirchen. Allein auch von
diesen ist wenig übrig geblieben, und dies Wenige zeigt
die einfachsten Formen. Eine der Wichtigsten alten Kirchen