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Romanischer
Styl
durch günstige Ereignisse gerade in der für die anderen
Länder ungünstigsten Zeit, gehoben und empfing-hoher ge-
macht wurde. Nru hier nahm daher auch die Baukunst
eine entschiedene Richtung. Die anderen Gegenden Deutsch-
lands empfingen von ihnen und blieben schwankend. Von
ihnen stehen zwei, Westphalen und der Elsass, den bisher
betrachteten Rheinischen Gegenden näher, indem sie in ih-
ren erhaltenen Monnmenten überwiegend den Gewölbebau
zeigen , während in den anderen der Basilikenstyl herrschend
blieb , ohne jedoch sich zu der Eurhytlnnie mld Anrnuth
des sächsischen Styls zu erheben. Wir Wollen jene beiden
zuerst, dann die anderen betrachten.
WVestphalen ist niemals das Land rascher Fortschritte
gewesen. In keiner Gegend hat sich der [Wcharakter un-
seres Volks so entschieden ausgeprägt wie hier. Noch
heute sitzen die Meier des Münsterlaildes so isolirt auf ih-
ren von Gräben und Hecken umschlossenen Gehöften, wie
ihre X70rfahren vor der Einführung des Christenthums.
Diese bis zur Vereinsamung gesteigerte Neigung zru Selbst-
ständigkeit, dieser schlichte und einfache Sinn, der am
Alten hängt lllld Neuerungen misstrauisch abwehrt, diese
Innerlichkeit des Gemüths, urelche die Aeusserung scheut,
endlich die, durch alle diese Eigenschaften bedingte Abge-
schlossenheit der Provinz gaben ihr eine selbstständige, aber
langsame Eiltwickehnlg.
Jene antikisirenden Ueberreste im Kloster Corvey, die
ich oben beschrieben habe, verdankten französischen Mön-
chen ihren Ursprung, Welche, wie die Klostergeschichte
ergiebt, noch lange mit ihrem Mutterlande in engem Zu-
sammenhange standen. Die Kultur, welche sie verbreiteten,
fand bei den Eingeborenen nur sehr langsam Eingang,
noch im zehnten Jahrhundert liess man selbst gewöhnliche