Einfluss
des
lombardischen
Styls.
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wenigstens möglich, dass er oder seine bauverstiindigen
Begleiter für diesen Zweck sich durch Anschaurmg byzan-
tinischer Bauten vorbereitet haben. Allein dennoch ist es
sehr viel wahrscheinlicher, dass ihm die grosse Stiftskirche
seiner eigenen Metropole vor Augen stand. Wenn indessen
die allerdings altrömische oder byzantinische Form der
Kuppel, fir die ich in diesen Gegenden kein nahes Vor-
bild anzugeben Weiss, auf byzantinischen Studien beruhen
sollte, so war es dann jedenfalls bei diesen nur auf Wöl-
bungsformen, nicht auf Details abgesehen, welche auch hier
ganz dem früheren rheinischen Style und keinesweges dem
byzantinischen entsprechen.
Abgesehen von der Gesarmntanlage und Wölbung ist
diese kleine Kirche noch dadurch merkwürdig, dass sie
das früheste uns bekannte Beispiel für die Anlage jener
Bogengänge kleiner Säulen unter dem Dache giebt, Welche
mit ihren offenen und beschattcten Hallen die Architektur
so reich und belebend schmücken, und Welche von jetzt
an eine charakteristische Eigenthümlichkeit des rheinischen
Styls bilden. Ausser den Rheinlanden kommen diese Zwerg-
gallerien nur im nördlichen Italien, namentlich in der Lom-
bardei und in Toscana häuiig vor, und es ist wahrschein-
lich, dass sie in diesen Gegenden, WO der Reichtlnnn an
antiken Säulenfragmenten zu solchen und ähnlichen Ver-
wendungen veranlasste, erfunden und von da in die rheini-
sche Architektnr übergegangen sind. Hier finden wir also
einen Einfluss jener südlichen Kunst auf die deutsche, der
sich aus den geographischen, politischen und mercantilischen
Verhältnissen des Rheinlandes sehr wohl erklärt, der sich
aber nicht auf Anderes erstreckte. Einige de] haben zwar
im Gcgensatze gegen den früher behaupteten byzantinischen
Ursprung des rheinischen Styls eine überwiegende Einwir-
if) Besonders Wetter (der Dom zu Mainz S. 7G ff.) und Hope.