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Romanischer
Styl
der
Rheinlande.
die spätere glänzende Ausstattung der Chorhaube bedeutend
erhöht, wenn aber auch die Chornisehe ursprünglich nur
die einfacheren, in ihren Details mitunter ziemlich unbeholfe-
nen Formen der Kreuzconchen hatte, War die Anlage doch
immer eine höchst grossartige und imponirende, welche
unsere Vorstellung von den architektonischen Fähigkeiten
des elften Jahrhunderts bedeutend steigern muss. Sie zeigt
namentlich, dass die Kunst des Wölbens noch keinesweges
vergessen War und dient mit dazu, die Annahme, dass bald
darauf auch der Gedanke vollständiger Uebertvölbimg bei
den Baumeistern jener oberrheinischen Dome aufgekommen
sei, zu rechtfertigen. Eine ähnliche Anlage dreier Conehen
hatte schon die von Constantin erbaute Basilika zu Beth-
lehem, indessen ist nicht anzunehmen, dass dies entfernte
Gebäude auf die Kapitolskirche Einfluss gehabt hat, da die
Technik des Mauerwerks und alle Details, die Pilaster und
Consolen des Aeusseren, die Säulen des Inneren, die VVür-
felkapitäle, die Form der Basis dem rheinischen Style des
elften Jahrhunderts entsprechen. Viel Wahrscheinlicher ist,
dass entweder das ältere Gebäude selbst oder andere römi-
sche oder karolingisehe-Bauten als Vorbild dienten i?) Das
Münster zu Aachen, dessen Einfluss in der westlichen Vor-
halle unverkennbar ist, gab ja selbst Anleitung zur Stützung
der Kuppel durch anstossende niedrigere Wölbungen.
Wir werden in der folgenden Epoche sehen, wie diese
Choranlage auch Weiterhin in Köln und seiner Umgegend
Nachahmungen fand, unter denen die bekannten Kirchen
Gross St. Martin und zu St. Aposteln die bedeutendsten
sind. Dies wurde vielleicht durch ein kleines, aber in mehr-
1'] Boissereds Vermuthung, dass der alte von 814 bis S61 gebaute
Dom von Köln diese Anlage gehabt habe, findet in der alten Beschrei-
bung dieses Gebäudes bei Gelenius de admiranda magn. Col. p. 231,
unserer einzigen Quelle, keine hinreichende Begründung.