Vorwort.
IX
wir von jener noch mehr zu erfahren hoffen dürfen, als es
bei dieser möglich sein wird.
Es scheint daher völlig an der Zeit, jenes weitschich-
tige Material, das eben seines Umfanges Wegen den mei-
sten Forschern nur für ihr engeres Vaterland näher bekannt
zu sein pflegt, zusammenzustellen und in innere Verbindung
zu bringen. Allerdings kann aber eine solche Arbeit nur
dann ihrem Zwecke entsprechen, wenn sie sich auf die
Kritik einlässt, das Bild nicht vollständiger auszuzeiclmen
und abzurunden sucht, als es sich jetzt darstellt, das Si-
chere von dem bloss wahrscheinlichen sondert, und Schlüsse
und Hypothesen nur als solche aufstellt.
Dies ergiebt die Gränzen meiner Aufgabe. Auf eine
vollständige Aufzählung aller Monumente mache ich nicht
Anspruch, obgleich ich, wo genügende Nachrichten vor-
lagen, die Zahl der Beispiele zu vermehren nicht ver-
schmäht habe. Noch weniger ist eine genaue und apo-
(liktische chronologische Fixirung jedes einzelnen Werkes
beabsichtigt; es musste mir genügen, verwandte Erschei-
nungen in Gruppen zu verbinden lllld ungefähre Zeitbe-
Stimmungen zu geben. Bei dem grossen Umfange des
Stoffes versteht es sich von selbst, dass ich nicht überall
eigene Anschauungen haben, nicht überall auf die urkund-
lichen Quellen der Angaben zurückgehen konnte. Auch da
aber, WO ich eigene Wahrnehmungen hatte, habe ich gern
die Schriften Anderer angeführt, um meinen Lesern die
Möglichkeit eigener Prüfung und des Anhörens mehrerer
Stimmen zu geben. Dass ich aber auch bei der Benutzung
solcher Vorarbeiten nicht auf Vollständigkeit Anspruch
machen (larf, wird sich Jeder sagen, der die Literatur der
Kunstgeschichte näher kennt. Keine einzige, selbst der
grössesten Bibliotheken, gewährt ein genügendes Material;
man muss die Literatur jedes Landes an Ort und Stelle
aufsuchen, und findet selbst da nicht Alles.
Zu diesen objectiven, in der Natur des Gegenstandes
liegenden Mängeln meiner Arbeit kommen dann noch die
persönlichen, deren ich mir sehr Wohl bewusst bin. In-