Der
Dom
Zll
Mainz.
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oben zwei Fenster, unterhalb derselben aber zwei Mauer-
blenden, welche durch die vonagende Mauer der Pfeiler
oder, wie man will, durch die Verdünnung der Mauer
über den Scheidbögen gebildet werden. Oberhalb derselben
zieht sich ein horizontales Gesimse, das jedoch durchweg
von den Pfeilervorlageil unterbrochen und mithin nur in den
Mauerblenden sichtbar ist. Alle Details sind von der höch-
sten Derbheit und Einfachheit, vermöge der engen Pfeiler-
Stellung auch alle Bögen verhältnissmässig kleine Halbkreise.
Das Ganze erscheint daher, ungeachtet der bedeutenden
Breite des Mittelschilfes von 36 Fuss und der noch be-
deutenderen Höhe desselben von etwa 100 Fuss, höchst
schwer und massiv, wie derm in der 'l'hat die Mauermasse.
noch eine gewaltige ist. Aber es ist dessenungeachtet
höchst grossartig und imposant.
Genau (lasselbe System, jedoch mit einigen Verbesse-
rungen oder Vcrschönerungen, zeigt der Dom zu Speyer
Jene Mauerblenden sind nämlich hier höher hinaufgezogen,
so , dass die Oberlichter nicht über ihnen, sondern inner-
halb ihres Bogens liegen. Sie gehen in der Mitte dieses
Fensterpaares von dem Würfelkapitäl einer Halbsäule aus,
welche hier auch an den mittleren Pfeilern angebracht ist.
Das Kähnpfergesimse der Pfeiler zieht sich auch an der
Stirnseite herum und lässt nur die Halbsäulen frei. Das
horizontale Gesimse besteht hier wie dort, dagegen haben
die gewölbtragenden Halbsäulen noch in der Höhe zwischen
dem Kälmpfer und jenem Gesimse einen kapitälartigen Ring,
bei dem es aber zweifelhaft ist , 0b er der ursprünglichen
Anlage oder welcher späteren Zeit angehört. Das Ganze
Gute Aufnahmen, leider wegen der Unterbrechung der Her-
ausgabe nur wenige, bei Geier und Görz a. a. 0. Ueber die Geschichte
des Domes giebt Geissel, der Kaiserdom zu Speyer, 1828 vollständige
Nachrichten. Vgl. auch meinen Aufsatz im Kunstblatt 1845, S. 263.