Römische
Vorbilder
und
Technik.
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ster, welche das Gebälk ohne die Vermittelung von Bögen
tragen k). Die Kapitale in der Kirche zu Echternach
v. J. 1031 sind korinthische, ähnlich wie sie in der karo-
lingischen Zeit gebildet Wurden; in dem Anbau, Welchen
Erzbischof Poppo im Jahre 1047 dem Trierer Dom l1in-
zufügte, nimmt man noch sehr vollständig römische Tech-
nik Wahr Auch war das Bedürfniss neuer Bauten
hier keinesweges so dringend und allgemein, wie in jenen
östlichen Gegenden, die vorhandenen Gebäude reichten in
den meisten Fällen aus. Mitunter errichtete man auch hier
aus Sparsamkeit oder Eilfertigkeit neue Kirchen ganz von
Holz, wie wir dies in Beziehung auf die Stephanskirche
von Mainz um 990 wissen Allein in den meisten Fäl-
len wird man doch das solidere Material, das die Berge
des Landes Illld im N othfalle römische Monumente lieferten,
benutzt haben. Die Anregung zu neuer Formbildung, Welche
der Holzbau darbot, fiel daher hier fort. Das Vorbild für
den Kirchenbau War jetzt auch hier die längliche Basilika,
wie man sie in Italien baute, also mit gerader Decke; allein
eine Verschiedenheit stellte sich denn doch sehr bald ein.
In Italien liess man die Mauern fast immer auf Säulen ru-
hen, der unerschöpfliche Vorrath von monolithen Stämmen,
den man in den überflüssig gewordenen römischen Gebäu-
den fand, entschied schon für diesen Gebrauch. In den
Rheingegendeil verhielt es sich anders. Marmor und Granit
hatten die Römer in diesen entfernten Provinzen nicht leicht
angewendet. Die antiken Momunente Waren hier grössten-
theils Nützlichkeitsbauten, Befestigungen, Brücken, Palatien,
f) Vgl. v. Quast in den Jahrb. des Vereins der rheinischen Alter-
thumstreunde Heft X und Kugler kl. Sehr. II. 189 1T.
Schmidt Trierische Baudenkmäler Lief. 2.
i'm) Wetter, der Dom zu Mainz, S. 9. Auch am alten Dome zu
Köln waren nach der uns erhaltenen Beschreibung zwei Glockenthiirme
von Holz. Gelenius de admin. magnit. Oolon. p. 231.