VVestliche
Empore.
Glockenthürme.
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der Insel Reichenan im Bodensee gebaut so finden sie
sich noch jetzt am Dome zu Mainz aus dem Bau des
Willigis von 1009 1037, Lmd so sehen wir sie auch
hier in Gernrode aus ungefähr gleicher Zeit. Dass solche
Thürme auch jetzt noch freistehend angelegt wurden, wie
es in Italien stets geschah und auch auf dem erwähnten
Baurisse von St. Gallen vorkommt, ergiebt sich nicht, sie
sind vielmehr gleich anfangs mit der Kirche und zwar mit
der östlichen oder westlichen Chornische verbunden
Zuweilen gab man dem ganzen westlichen Vorbau die Ge-
stalt eines einfachen länglichen Vierecks, mithin mehr eines
sich über das Kirchendach erhebenden Hauses, mit einem
nach der Ost- und Westseite abfallenden Satteldache 449W),
oder mitzwei an den Ecken desselben thurmartig sich er-
hebenden Theilen die sich denn auch zu Wirklichen,
a") Purchardi earmen de gest. Wittigowonis v. 401 (Pertz Monu-
me-nta. Vol. VI). Der Abt Witigowo errichtete (991) eine aula, quam
per utrunlque latum firmaverat cum turri gemina, tereti sub imagine
facta, fornicibus curvis per cireuitumque reductis, ad quas ascensus
monstrat gradus esse supinas. Has inter cymbala signorum suspen-
dit dulce sonantium. Also eine Vorhalle mit zwei runden, von Kup-
peln geschlossenen Treppenthürmen, zwischen welchen der Glockenbau
stand.
Es ist möglich, dass die Anlage der runden, neben der Kirche
gelegenen Thürme in St. Gallen eine Einwirkung der irischen Mönche
ist, von denen dieses Kloster abstammte. Wenigstens scheint es, dass
diese, seit dem 7. Jahrh. auf dem Festlande verbreiteten Fremdlinge
bei ihren Klosteranlagen auch hier häufig nach der Sitte ihrer Heimath,
von der ich weiter unten zu sprechen habe, runde Glockenthürme,
welche auch gelegentlich als Zufluchtsort für den Fall eines Angriffs
dienen konnten, getrennt von der Kirche bauten. Vgl. Petrie, The
eccleciastical arehitecture of Ireland in den Transactions of the royal
Irish Academy V01. XX p. 377 nach Mabillons Iter germanicum.
S0 an der Kirche auf dem Petersberge bei Halle-(Puttrich
Taf. 8], an der Stadtkirche zu Merseburg und an der kleinen zier-
lichen Dorfkirche zu Melverode (Kallenbach Chronologie Taf. 4].
1') S0 scheint es, zufolge des auf dem Grabsteine des Stifters
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