Ausbildung
des
Grundplanes.
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Chornische an einem Rundbau War auch in Deutschland
nicht unerhört; wie dies schon die obengenaimte Annen-
kapelle, dann aber auch die Martinskirche in Bonn und
andere Beispiele beweisen. Kannte man aber diese Form
tmd zugleich die Choranlage, wie sie in Paulinzelle und
den anderen obengenannterl Kirchen bestand, so lag es
nicht sehr fern, die dort auf den geraden Seiten des Chores
verlängerten Seitenschiffe auch um die Apsis herumzu-
führen, die Mauer derselben daher unten durch Säulen zu
ersetzen, und nun jene drei Nischen, welche dort in ge-
rader Linie neben einander lagen, an dem Aeusseren des
runden Schlusses und zwar, wie seine Gestalt es erfor-
derte, strahlenförnrig, d. i. so, dass ihr Centrum im Ra-
dius der Apsis lag, anzubringen. Es scheint eher auffal-
lend, und ein Beweis, wie sehr man in diesen Gegenden
Abweichungen von dem gewöhnlichen Typus scheute, dass
dieser Vorgang keine Nachahmung fand.
Für die Ausdehnung des Langhauses gab es keine
andere Regel, als dass es jedenfalls den längsten Arm des
Kreuzes bildete. Es bestand daher Wenigstens, nach Ab-
rechmmg des westlichen VOITEIIIIIIES, aus vier Arcaden, im
Uebrigeil hing die grössere oder geringere Länge von den
Bedürfnissen und Mitteln der geistlichen Stiftungen ab.
Indessen bemerkt man auch hier bei den späteren Kirchen
eine Steigerung. Gernrode und Klus bei Gandersheim
haben nur vier, Marienberg bei Helmstädt, Walbeck, Fre-
delslohe und auch die Kirche zu Wechselburg, obgleich
später, fünf, Wester-Gröningen, Huyseburg, Frose,
Hecklingen und mehrere später zu erwähnende Kirchen
sechs, Gandersheim, Paulinzelle, Hamersleben Königs-
lutter, Marienthal und die Frauenkirche zu Halberstadt acht,
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ß) Ausser den erwähnten sechs Säulen findet sich auf jeder
ein den Anfang des Chorraumes bezeichnender Pfeiler.
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