Die
Engel.
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man grübelte nicht, warum es nicht schon durch Chri-
stus geschehen sei. Die Kunde war erwünscht und das
Bedürfniss nimmt , was ihm geboten wird. Auch scha-
dete diese Unsicherheit dem Bilde ilicht; sie uingab es
vielmehr wie ein zarter, beweglicher Duft, der den
Körper leichter, eines überirdischen Wesens würdiger
machte.
Man war einigrdarüber, dass die unzähibaren Schaaren
der Engel in drei Ordnungen, jede von drei Chören, mit-
hin im Ganzen in neun Chöre oder Classen abgetheilt
waren k), dass ferner- diese drei Ordnungen in ihrem
Dionysius selbst (de coelesti hierarchia, cap. 6) beruft
sich nicht auf das Zeugniss des Apostels Paulus, sondern bloss auf
Visionen heiliger Theologen im Allgemeinen. Die 9 Engelsclnöre in
ihren 3 Ordnungen heissen bei ihm: 1) Seraphim, Cherubim, Throni;
2) Dominationes, Virtntes, Potestates; 3) Principatirs, Archangeli
und Angeli. Seine Erklärungen: über die verschiedenen Iümctionen
dieser Chöre sind freilich sehr dunkel, hergeleitet aus dem Bezeich-
nungsworte, und lassen kaum mehr errathen, als dass die Engel
entsprechende menschliche Eigenschaften in höchster Vollkommenheit
und Reinheit darstellen. Papst Gregor der Gr. gab (lib. 2. Morat.)
ein etwas abweichendes System , indem er die Ordnung jener
9 Chöre etwas veränderte und ihre Bedeutung consequenter fest:-
stellte, weshalb ich im Texte ihm gefolgt bin. Die erste Ordnung
(Epiphania) enthält die Seraphim, qui caritate prae aliis ardent,
Cherubim, qui scientia prae aliis eminent, Throni, in quibus
Sedens Deus judieia sua decernit; die zweite Ordnung (Hyper-
phania) giebt die Anwendung des göttlichen Wesens, die rechtß
Ordnung der Dinge, durch die D ominationes, quae oßfrcia
Angelornm, Principattrs, qui capitibus praesunt popnlortum, P0-
testates, quae daemonunz coercent potestatenn); die dritte Ord-
nung (Hypophania) leitet die Ausführung dieser göttlichen Lehre"
(Virtntes per quos sigma et miracula üunt, Archangßli, Qlli m3-
jora, Angeli qni minora nuneiant). Allen Engeln sind übrigens die-
selben Gaben gemein, nur in verschiedenem Grade. Sie spiegeln
die Dreieinigkeit, das XVesen des Vaters (ordinata potestaS), des
Sohnes (scientia), des Geistes (actio), Snwßlli in ihren drei Ord-
nungen, als in der Abstufung derselben ab. Diesem Systeme des