Deutung
der
Geschichte.
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dennoch die falschen Götter feierte, so nahm man das
nur als eine Allegorie, indem man einen tiefem, christlichen
Sinn als süssen Kern unter der Schale täuschender Bil-
der verborgen glaubte und hatte nun ein Mittel ge-
funden, die alte Literatur, auf der Ohnehin alle Hoffnung
der Bildung ruhete, zu retten.
Aehnlich wie mit der Geschichte verhielt es sich
mit der Natur; auch in ihr mussten sich Spuren des
göttlichen Wesens finden lassen. Zwar War die Natur
durch die Sünde entstellt, feindlichen Mächten Preis
gegeben und das Feld der Versuchung; wenn man da-
her in einzelnen Erscheinungen Wunderbares und Bedeut-
sames wahrnahm, so blieb es dahingestellt, 0b dies ein
Ausiluss göttlicher Kraft sei. Aber in der grossen Ge-
staltung der Schöpfung, in der Sonderung von Himmel
und Erde, in der Scheidung der Elemente, im Wandel
der leitenden Gestirne und in der Folge der Jahres-
zeiten, in den allgemeinem, geistigem Eigenschaften der
Natur durfte man reine, unmittelbare Aeusserungen der
Schöpfer-kraft und mithin eine nähere Uebereinstimmung
mit der geoffenbarten Wahrheit annehmen, und dies um
so mehr Weil diese grossen Erscheinungen zu ihrem
Verständnisse unentbehrlich schienen, und dazu von Alters
her benutzt waren.
hielt die Ekloge zwar für eine Prophezeiung, die aber aus Virgüy
Lumpen künstlich Christa angepasst sei, (esse prophetiam, S841 ü
Virgilio-centonibus artiiiciose Christa coaptatam esse). Vincent- Bellov.
5986. bist. VIII, 62.
Alanus de Insuiis, de planctu naturße (ÜPP- 9' 296) Sagt
VOn den antiken Dichtern: In superiiciali litterae cortice falsum reso-
nat lyra pßeüßa, sed intgrius secretumintelligentiße altioris eloquitur;
ut exteriore faisitatis abjecto putamine dulciorem nucleum veritaiis
Seßrete intus lector inveniet.