Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

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Deutung 
der 
Geschichte. 
kraft und die tiefsten Gedanken fand , ganz von Gott 
verlassen gewesen; man meinte, dass er sich auch unter 
ihnen nicht nnbezeugt gelassen, und nahm keinen An- 
stand, heidnische Helden als Vorbilder christlicher Tugen- 
den zu benutzen. 
Dazu 
kam 
noch 
ein 
besonderer 
Umstand. 
Bei 
den 
alten 
Schriftstellern 
fand 
man 
Nachrichten 
VOR 
wneis- 
sagenden Frauen, deren eine bekanntlich in der frühem, 
sagenhaften römischen Geschichte eine Rolle spielte, der 
man aber auch andere, in unsicherer Zahl, zugesellte. 
Auch die Kirchenvater sprachen bald von einer bald von 
mehreren Sibyllen, welche in heidnischer Zeit den 
Einen Gott und die Zukunft Christi verkündigt hätten. 
In Rom kannte man sogar den Altar, welchen Kaiser 
Augustus in Folge solcher sibyllisehen Prophezeiung dem 
„Erstgebornen Gottes" errichtet haben sollte. Diese 
Sagen nahm das Mittelalter begierig auf, es fand darin 
den Beweis einer fortlaufenden Offenbarung unter den 
Heiden, es stellte die Sibyllen in Parallele mit den jüdi- 
schen Propheten ik). Dies kam denn auch der alten 
Literatur zu statten, zunächst und vor Allem dem hoch- 
gefeierten Dichter Virgil, der selbst eine solche Sibylle 
auftreten lässt, und bei dem man in einer berühmten 
Stelle die unzweideutige begeisterte Verkündigung des 
kommenden Heils zu entdecken glaubte. Man hielt ihn 
daher für einen Schüler jener Seherin  Da er aber 
Inschrift am Kreuze Chrisii verfasst war. Das Frankfurter Concil 
v. J. 794 eifert gegen diesen Jrrthum. (Pertz III. p.  Es war 
begreiflich, dass man daher auch die Völker dieser Sprachen für 
vornehmer hielt, als die Neuem. 
 Näheres über die Sibyllen bei Piper, Mythologie und Sym- 
bolik d. christl. Kunst I. S. 472. if. 
 Wenigstens war dies ziemlich allgemeine Lehre. Hieronymus
	        
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