Deutung
der
Schrift.
Die symbolische Bedeutsamkeit der heiligen Schrift in
jenem ausgedehnten Sinne führte aber bald noch weiter.
Denn die Schrift erzählte historische und natürliche Er-
eignissse; das Simibildliche lag daher nothwendig schon
in diesen, und es stand mithin fest, dass Geschichte und
Natur selbst eine symbolische Bedeutung hatten. Diese
lies sich zwar nicht überall nachweisen, auf manchen
Punkten indessen glaubte man sie zu entdecken. Dahin
gehörte zunächst die alte, griechische und römische,
Geschichte. Die moderne, besonders die protestan-
tische Frömmigkeit hat oft gegen die Antike eine feind-
liche Stellung angenommen, indem sie aus der ganzen
vorchristlichen Aera nur das jüdische Volk gelten liess
und Griechen und Römer verwarf Nicht so das Mittel-
alter.
Lesen
Einzelne strenge Lehrer missbilligten zwar das
heidnischer Autoren und wollten ihre Codices ver-
tilgen, aber sie drangen nicht durch, man kehrte immer
wieder zu den Quellen antiker Weisheit zurück. Schon
die Kirchenväter hatten ja nicht selten heidnische Aus-
sprüche als Ahnungen der Wahrheit citirt, spätere Lehrer
fanden darin Vieles, das auch auf christlichem Boden
Geltung hatte. Man konnte nicht glauben, dass Griechen
und Römer, deren Sprachen gewürdigetwaren zur Ver-
breitung der heiligen Urkunden und fortdauernd als Kirchen-
Sprache zu dienen bei denen man die höchste That-
ken und Richtung verleihen solle; die vier Purpurkränze sind die
Vier weltlichen Tugenden, aber geröthet vom Blute Christi. Die bei-
den Streifen bedeuten das werkthätige und das beschauliche Lebe";
Welche ein Kirchenoberer vereinigen muss. Doppelt ist das Panium
auf der linken, einfach auf der rechten Seite, dort 811 die mannig"
fachen Mühen des irdischen Daseins, hier an die Ruhe des künftig?"
fllßhnend u. s. f. (daselhst S. 43.)
ü) Früher hatte man sogar die Meinung gehabt, dass man Z1!
Gott nur in einer der drei Sprachen beten könne, in welchen dig