Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

Deutung 
der 
Schrift. 
Meister dieser Symbolik, der Papst Innocenz III., recht- 
fertigt dieses Vierfache selbst durch symbolische Aus- 
legung einer kirchlichen 'l'raditi0n; er findet es in den 
vier Paradiesesströmen vorbildlich angedeutet, indem er 
nach der Etymologie ihrer Namen jedem derselben eine 
jener vier Verständnissformen zuweist i]. Diese Inter- 
pretation richtete man dann auch auf alle heiligen Hand- 
lungen. Die Gebräuche des Cultus, die Formen des 
Kirchen geräthes waren ursprünglich keinesweges 
alle bedeutsam; man hatte Manches aus dem Alterthum 
übernommen, Andres bloss der äussern Regelmässigkeit 
wegen angeordnet. zletzt aber behandelte man die Kirche 
wie die heilige Schrift, man nahm an, dass in ihr nichts 
zufällig, nichts bloss äusserlich sei; man sprach es ge- 
radehin aus, dass alle Handlungen und Geräthe der Kirche 
eine tiefe, den innersten Sinn des Christenthums bildlich 
darstellende Bedeutung hätten; der scholastische Scharf- 
sinn gefiel sich darin, diese Beziehungen bis auf das 
Kleinste durchzuführen und zu vermehren im). 
782) bekam diese Viertheilxmg allgemeine Geltung. Sie wurde unter 
Anderm auch von dem Bischof Wilh. Durandus in seinem vielgele- 
senen Werke: Rationale divinorum olliciorum (im Prolog) und von 
Dante (im ameroso convivio) adoptirt. Durandus giebt die einfachste 
Erklärung: Allegoria est quando aliud sonat in litera aliud in spiritu, 
llt quando per unum factum alterum intelligitur. Quod si illud sit 
visibile, est allegoria simpliciter, si invisibile et. coeleste tunc di- 
citur anagoge. Tropologia est conversio ad mores.  Ein 
einfaches Beispiel solcher vierfachen Deutung ist das Wort Jerusalem, 
indem es hiSwriSCh die Stadt in Palästina, allegorisch die streitende 
Kirche, tropologisch die fromme Seele, anagogisch das himmlische 
Jerusalem, das Himmelreich bedeutet. Vgl. Annal. archeol. tom. 5. 
S. 217. und Schmid, Mysticismus des Mittelalters. Jena 1824. S.75. 
 S. d. Stelle bei Hurter. Gesell. Innoc. III. II. S. 732. 
"j Hurter. Inn. III. IIL, 41. S0 erklärt Jnnocenz das Pallium, 
Die Wolle bedeute den Ernst, die weisse Farbe die Milde; der Ring 
um die Schultern die Furcht des Herrn, welche den Werken Schran-
	        
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