Mitgefühl
mit
der
Natur.
voraussetzten, dem angestammten, germanischen Volks-
glauben Nahrung gaben. Selbst die Gelehrten waren
zu sehr an Autoritäten gewöhnt, als dass der Gedanke
einer auf Beobachtungen gegründeten Wissenschaft ihnen
auch nur einfallen konnte. Sie schöpften ihre Kenntniss
von der Natur daher nur aus einzelnen Stellen der hei-
aus
aber
oder
hier
ligen Urkunden
Steller. Grade
den Werken antiker Schrift-
waren die Alten bedenkliche
Führer; ihre bewegliche Einbildungskraft eignete sich
nicht zu kritischer Beobachtung und sie überlieferten
neben wirklichen Wahrheiten ohne Bedenken eine Menge
von Fabeln, welche aus dem Naturcultus der frühem
oder dem Mysticismus der spätem Zeit herstammten.
Für diese Fabeln War aber der gläubige Sinn besonders
empfänglich, und so bildete sich aus ihnen in Verbin-
dung mit V olkssagexl, entstellten Berichten aus dem Orient
und frommen Legenden eine Sammlung von Nachrichten,
welche die Stelle der Naturwissenschaft vertrat. Sie
hatte freilich keinen wissenschaftlichen Werth, übertrug
nur den Aberglauben des Volks, nicht das tiefe, ahnende
Gefühl, das diesem zum Grunde lag, in die Sprache der
Wissenschaft; aber sie war dennoch ein Zeichen eines
Uebergangs der Volksmeinungen in die Schule, ein Zeichen
also innerer Verbindung, der nur die rechte Sprache
fehlte.
Die
Elemente
dazu
waren
schon
vorhanden.
Das
Volk verhielt sich gegen die Natur eben so gläubig und
hingebend, wie die Kirche gegen die Schrift, und Gottes
Schöpfung konnte mit Gottes Wort nicht im Widerspruche
Stehn. Daher bildete sich denn bald eine Sprache, in
ivelcher die Kirchenlelu-e und die N aturliebe verschmolzen
Waren, eine Symb olik, welche durch Zeichen und Bilder