Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

Mitgefühl 
mit 
der 
Natur. 
beobachteten den Himmel, und forschten nach den Kräften 
der Kräuter und Steine. Die alte heidnische Heiligkeit 
der Berge, Bäume, Quellen War unter ihnen nicht ganz 
vergessen, sie musste sich nur dem Christlichen unter- 
ordnen und anfügen, was einst göttlich war, wurde jetzt 
dämonisch, und die Natur erschien noch immer von un- 
zähligen bald freundlichen und hülfreichen, bald schrecken- 
den Wesen belebt. 
Die Geistlichen und 
dem Volke an als den Rittern. 
merlicht der Kirchen und an 
Mönche gehörten mehr 
Ihr Auge, an das Däm- 
die kahlen Wände der 
Klosterzellen gewöhnt, musste doppelt empfänglich sein 
für das heitere Blau des Himmels und das lachende Leben 
in Feld und Wald; allein der stete Kampf mit der Sinn- 
lichkeit machte sie befangen, sie sahen in der Natur 
mehr die Gefahr der Verlockung als die Werke Gottes, 
sie durchwanderten sie in scheuer Besorgniss und die 
geängstete Phantasie hlalte ihnen Schreekgestalten oder 
wunderbare Befreiungen Vor. Ihre Seele konnte sich 
nicht erheben, den Herrn in seiner Schöpfung mit so 
hoher Begeisterung zu preisen wie der Psalmist, sie 
hatten kein Auge für die das Ganze durchziehende Kraft, 
sondern nur für einzelne Wund-er. Für diese brachten 
sie aber auch ihre volle Gläubigkeit mit; man war be- 
gierig eine neue Bestätigung für die Herrschaft Gottes 
in der Welt zu finden, man sah daher leicht in dem 
Gewöhnlichen Bedeutsames, enthielt sich aus Pietät 
jedes Zweifels und überbot sich im Nacherzählen und 
Steigern wunderbarer Erscheinungen. Auch die Scl1ul- 
bildung schützte dagegen nicht, sie lehrte vielmehr 
Wendungen und Ausdrücke der antiken Dichter, welche, 
da sie ebenfalls die Vorstellung einer belebten Natur
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.