Mitgefühl
mit
der
Natur.
directe Verbindung zwischen ihr und dem menschlichen
Gefühle.
Allein auch diese grössere Vorliebe für die Natur
war dem Christenthume nicht feindlich, sie wurde daher
durch dasselbe nicht verdrängt, sondern nur geläutert.
Die Natur verlor den falschen Schimmer heidnischer Ver-
götterung, aber sie wurde dadurch nur um so näher ge-
bracht, der Verkehr mit ihr inniger und vertraulicher.
Dies äusserte sich denn in verschiedener WVeise. In der
ritterliche n Welt ward ein heiterer Ton angeschlagen.
Die Lieder, mit welchen die Minnesänger nicht müde wur-
den, den Frühling zu feiern, sind anmuthig, Weil sie freu-
dige Empfindungen, denen auch wir alljährlich uns hin-
geben, frisch und jugendlich vortragen. Aber eine hohe
Begeisterung, ein Gefühl für das Erhabene in der Natur
verrathen sie nicht. Der Ritter ist mit der Aussenwelt
kaum anders beschäftigt, als um sie zu bekämpfen oder
zu geniessen. Er besingt Weniger die Natur als sich in
ihr. Er schwelgt in dem allgemeinen Erwachen, wett-
eifert mit den Nachtigallen und betrachtet Himmel und
Erde als 0b sie nur da wären, um seine Liebe zu ver-
herrlichen; es ist eine Spur von aristokratisohem Leicht-
sinn oder Uebermuth in seiner Freude, aber sie ist
liebenswürdig, und zeigt doch 'l'l1eilnahme und Mitein-
piinden mit der grossen Schöpfung. Beim Volke War
es anders. Hier trat das Ernste, Wehmüthige, Schauer-
liche, die Nachtseite der Natur mehr in den V ordergrlllld.
Hirten, Jäger, wandernde Ilaudwerker und wellrlßSß
Bauern machten ganz andere Erfahrungen als der Ritter
von seinem Bosse. Sie bliekten aus der Nähe lllld in
müssiger Ruhe auf das Einzelleberl, auf das Wunder
des Wefdßlls und Waßhsens in Pflanzen und 'l'hiereu,