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Volksglaube.
so lange
gemischt
erhielt, bis sie mit christlichen Elementen
in das sich bildende Nationalleben übergehen
konnte.
Denn auch in der antiken Literatur, aus der die
Schule Nahrung sog, war, wie in der römischen Staats-
Ordnung, ein Element verborgen, das, obgleich scheinbar
harmlos, dennoch dem Christenthume entgegenstand, die
antike Auffassung der Natur und ihres Verhältnisses
zum Menschen.
Den Griechen
einer milden Zone
und Römern in dem glücklichen Klima
hatte sich die Natur wie eine zuvor-
kommende Dienerin gezeigt, die sich wenig bemerkbar
macht. Sie beobachteten sie daher nicht im Ganzen,
schrieben ihre einzelnen Gaben einzelnen Kräften und
einzelnen wohlthätigen Wesen zu, und wurden so zum
Polytheismus geleitet. Ihre lNaturaulfassung war also
dem Christenthum innerlich wider-sprechend, sie wäre
aber dennoch durch den Einfluss der alten Schriftsteller
in die christliche Welt übergegangen, wenn nicht die
entgegengesetzte Anschauung der germanischen Völker
sie verdrängt hätte. Allerdings war auch diese noch
mit heidnischen Elementen vermischt, aber doch dem
Christenthume verwandter als jene. Das nordische
Klima, rauh und wechselnd, mit seiner schwachen Pro-
duction und seinem langen Wiuterschlafe, nöthigt den
Menschen zur Gegenwehr, macht ihn rüstig und arbeit-
Sam, lehrt ihn seine Freiheit, aber auch seine Schwäche
und Isolirung, und ihr gegenüber die Natur als ein
grosses Ganzes, eine gewaltige, einheitliche, bald wohl-
thätige, bald verderbliche, immer aber geheimnissvolle
Macht kennen, zu der er im Gefühle seiner Bedürftig-
keit mit einem Blicke der Ehrfurcht hinaufsiehet. Daher