Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

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Volksglaube. 
so lange 
gemischt 
erhielt, bis sie mit christlichen Elementen 
in das sich bildende Nationalleben übergehen 
konnte. 
Denn auch in der antiken Literatur, aus der die 
Schule Nahrung sog, war, wie in der römischen Staats- 
Ordnung, ein Element verborgen, das, obgleich scheinbar 
harmlos, dennoch dem Christenthume entgegenstand, die 
antike Auffassung der Natur und ihres Verhältnisses 
zum Menschen.  
Den Griechen 
einer milden Zone 
und Römern in dem glücklichen Klima 
hatte sich die Natur wie eine zuvor- 
kommende Dienerin gezeigt, die sich wenig bemerkbar 
macht. Sie beobachteten sie daher nicht im Ganzen, 
schrieben ihre einzelnen Gaben einzelnen Kräften und 
einzelnen wohlthätigen Wesen zu, und wurden so zum 
Polytheismus geleitet. Ihre lNaturaulfassung war also 
dem Christenthum innerlich wider-sprechend, sie wäre 
aber dennoch durch den Einfluss der alten Schriftsteller 
in die christliche Welt übergegangen, wenn nicht die 
entgegengesetzte Anschauung der germanischen Völker 
sie verdrängt hätte. Allerdings war auch diese noch 
mit heidnischen Elementen vermischt, aber doch dem 
Christenthume verwandter als jene. Das nordische 
Klima, rauh und wechselnd, mit seiner schwachen Pro- 
duction und seinem langen Wiuterschlafe, nöthigt den 
Menschen zur Gegenwehr, macht ihn rüstig und arbeit- 
Sam, lehrt ihn seine Freiheit, aber auch seine Schwäche 
und Isolirung, und ihr gegenüber die Natur als ein 
grosses Ganzes, eine gewaltige, einheitliche, bald wohl- 
thätige, bald verderbliche, immer aber geheimnissvolle 
Macht kennen, zu der er im Gefühle seiner Bedürftig- 
keit mit einem Blicke der Ehrfurcht hinaufsiehet. Daher
	        
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