Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

Festlust. 
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Glanze ausgestattet, und sie behielten immer ein ernstes, 
religiöses Element; selbst die bacchische Raserei hatte 
noch das Bewusstsein einem Gotte zu dienen, und ge- 
wöhnlich entfernte sich der Ton der Lust nicht weit von 
der milden und heitern Behandlung der ernsten Ange- 
legenheiten. Hier dagegen erhielt die Freude grade 
durch die starke Betonung des Ernsten eine elastische 
Kraft, welche sie bis zum Uebermuthe steigerte; statt 
jenes Mittelmaasses antiker Heiterkeit bewegte man sich 
in den Extremen des Trüben und des Grellen. Allein 
auch hier berührten sich die Gegensätze; die Lust wurde 
zur Schuld, die Schuld zur Reue, der Sündige musste die 
Stille der Kirche und das Bussgewand des Klosters von 
Neuem suchen, und die Festlust selbst führte zur Kirche 
zurück. Die Kirche war der grosse Grundaccord, in den 
alle Dissonanzen sich auflösen. Vor ihr verschwindet 
der Unterschied der Stände, vor ihr der Gegensatz von 
Tugend und Sünde, und die ganze bunte, wechselvolle 
Mannigfaltigkeit des Lebens dient nur dazu, ihre all- 
gegenwärtige Einheit in ihrer Machtvollkommenheit zu 
zeigen.
	        
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