Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

Trachten. 
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immer die natürliche Farbe des Metalls, des Eisens oder 
in seltenen [Fällen bei Fürsten der Vergoldung. Dagegen 
bildeten das Ueberkleid und später der Helm die Stellen, 
wo sich glänzender Schmuck, dort von Stickereien, hier 
von Aufsätzen anbringen liess; hier und auf dem Schild e 
wurden die Wappen oder phantastische Zeichen mancher 
Art angebracht. Dabei durfte die Lanze des Fähnleins 
nicht entbehren und das Ross erhielt, wie der Ritter, 
Schutz und Schmuck durch lange Decken und durch 
Kopfzierden. S0 war die ritterliche Tracht noch künst- 
licher und complicirter als die geistliche und dabei nicht 
wie diese durch ein bestimmtes Gesetz geregelt, son- 
dern nach manchen Rücksichterx der Zweckrnässigkeit 
und der Eitelkeit vielfach wechselnd. Zu Hause oder 
bei friedlichen Festen trugen auch die Ritter wie die 
Geistlichen eine lange frauenliafte Tunica, nur dass die 
des Geistlichen weit und faltenreich war und den Körper 
völlig verhüllte, während die des Laien umgürtet wurde 
und wenigstens die grösseren Theile deutlich bezeichnete. 
Doch waren auch hier nur die allgemeinen Umrisse 
kenntlich; die feinere Gliederung, das lebendige Spiel 
der Muskeln wurde durch den groben Stoff oder noch 
mehr durch das schwer bei-abfallende Netzwerk des 
Harnisches völlig verborgen. Man sah dadurch die For- 
men abgestumpft und wie unausgebildet, nicht mit dem 
lebendigen, individuellen Ausdruck der Personen. Allßh 
die Tracht war also künstlich, aber doch roh, Weil Sie 
nur plumpe, abgerundete Formen zeigte, züchtig, weil 
sie das Nackte verhüllte, und doch sinnlich, weil sie das 
Auge an die Buntfarbigkeit des Stoffes gewöhnte. Die 
verschiedenen Stände waren dadurch getrennt, aber 
doch einander ähnlich, und die geistliche Tracht hatte
	        
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